Mittwoch, 3. August 2011

Wo der Student König ist

Letztes Wochenende war ich, wie ich schon geschrieben habe, in Kopenhagen. Nicht das es in Berlin langweilig wäre, aber regelmässige Abstecher in die dänische Hauptstadt sind einfach nichtsdestotrotz immer eine Wohltat für das Gemüt.

Gleiches gilt im Konkreten für das Tietgen Studentenwohnheim im Stadtteil Örestad. Ich habe darüber schon vor über einem Jahr an dieser Stelle berichtet. Nun hatte ich aufgrund meiner wertvollen und hart erarbeiteten Connections zum deutschen Abassadoren in Dänemark - bekannt und beliebt unter dem Namen Eric Wølf - die Gelegenheit, dass Dormitory noch genauer unter die Lupe nehmen zu können; seine Schlüssel öffnen einfach alle Tore, es ist fabelhaft.

Die dänischen Architekten Lundgaard (selten schöner Name!) und Tranberg schreiben über ihr mehrfach preisgekröntes Meisterwerk, dass die runde Form ein Symbol für "equality and the communal" ist. Sehr skandinavisch - und rührend irgendwie, wie sich diese Architekten immer so viel Symbolik ausdenken. Sie könnten auch sagen es ist rund wie das untere Ende einer Bierflasche. Das wäre auch eine prächtige Symbolik. Egal. Mit Blick auf den Innenhof sieht das so aus:


Das Dorm verfügt über 360 Zimmer und zahlreiche gemeinschaftliche Einrichtungen wie beispielsweise Waschsalons. Ja, klingt spiessig. Ist aber herrlich. In meinem Dorm in Moskau konnte ich vier Wochen lang keine Wäsche waschen weil mir dann wohl die Hälfte meiner Lumpen abhanden gekommen wäre. Es gibt aber auch Räume zum Feiern, zum Lernen, zum Hobeln und Nähen und was der egalitäre Student sonst alles noch braucht um sich wie ein elitärer König zu fühlen.

Nun konnte ich wie gesagt mit der Hilfe von Ericsen Wolfgaard auch das Innere aufsuchen. Besonders angetan haben es mir erwartungsgemäss die Gemeinschaftsräume, über welche jedes Modul verfügt. Auf mehrere Schlafgemächer kommen so eine stattliche Küche mit geschätzten sieben High-End-Kühlschränken sowie ein nordisch schlichter und funktionaler, aber unheimlich stilvoller Wohn- und Essbereich:


Verständlich, wie ich annehme, dass ich den Tränen nahe war. Wie Ericstad Wolfholm bezeugen kann, bin ich leider nämlich nicht besonders fähig, mich in Gemeinschaftsküchen wohl zu fühlen. Hier in Örestad hatte aber sogar ich das Gefühl, dass ich es womöglich länger als ein paar Tage aushalten würde. Ein bewegendes Erlebnis und Zeugnis für die Güte dieses Wohnheims.

Von aussen sieht dasselbige übrigens wie folgt aus:



Übrigens: in einer Liste über die Top 10 der studentischen Unterkünfte in Kopenhagen belegt das Tietgen den etwas enttäuschenden sechsten Rang. Krösus ist eine elitäre und herrschaftliche alte Villa im poshen Charlottenlund. Und da sage ich halt noch einmal das eigentlich Überflüssige: würde die Symbolik des Runden statt für "equality" für den Flaschenboden eines währschaften Bier stehen... Rang 1 wäre kein falsches Versprechen.

Lieber Gott bin ich übermüdet, die Erstsemestrigen haben letzte Nacht gnadenlos unseren Berliner Innenhof beschallt. Sauhunde, stehen noch ganz am Anfang dieser doch schönen Zeit im Leben. Unsereins rackert sich derweilen schon im Büro ab und kann abends nur noch Chillwave von Washed Out hören um nicht übermässig aufgeregt zu werden. Within and Without! Thanks Eric