Sonntag, 21. August 2011

Vision 2011: Kritik



Nach langen Jahren habe ich mich dieses Wochenende wieder einmal an ein Openair-Festival getraut: das Vision Festival in den Schweizer Alpen. Nachfolgend eine kurze Bewertung.

Standort: Verdient das Prädikat 'Herausragend'. Das Festival fand oberhalb des Thunersees im Berner Oberland statt. Die Aussichten auf die Berge sind herrlich - ganz besonders bei diesem Hochsommerwetter.


Publikum: Genügend. Eigentlich finden sich an der Vision relativ viele gute Leute aus allen Teilen der Schweiz und dem näheren Ausland ein. Zudem ist es auch kein reines Hipster-Festival, bei dem es in erster Linie darum gehen würde wahnsinnig cool zu sein. So weit so gut. Das zentrale Problem mit dem Publikum ist aber ein altbekanntes. Wie ist es möglich, dass so viele Leute keinen Bezug zur Landschaft haben und ihren Müll überall liegen lassen? Zudem scheinen die Leute zum Teil ein wenig einfältig zu sein in ihrem Musikgeschmack...


Musik: Knapp ungenügend. Die Musik war nicht grundlegend schlecht. Was mich aber wirklich enttäuscht, ist die Einfältigkeit. Das Festival hat drei Floors, doch fast überall läuft ein Einheitsbrei aus Tech-House und nächsten Verwandten. Gerade in dieser landschaftlichen Szenerie wäre ein wenig mehr Abwechslung, zum Beispiel auch in Richtung Cosmic, Balearic, NuDisco oder auch schon andere Spielarten von House und Techno, gewiss kein Fehler. Schon geschätzte zwei Stunden nach Festivalbeginn spielten die meisten Acts 'Bretter'. Und auch mit aufgehender Sonne war eine leichte Anpassung der Musik an die äusseren Umstände gänzlich unbemerkbar. Das ist schwach! Aber ich muss wohl einsehen, dass ich mit dieser Meinung eher einer Minderheit angehöre. Viele Vision-Gänger konsumieren entweder ihre Substanzen und wollen dann konstante und verlässliche 4/4-Beats oder aber wollen einfach raven und interessieren sich nicht für elektronische Musik abseits des 'Abgehens'. Es war zuweilen lächerlich, wie die Acts immer wieder die Bassline raus nahmen und das Publikum jedes mal kreischte, wenn der Rhythmus wieder einsetzte. Dies ist allerdings nicht ein Kritikpunkt an der Musik sondern am Publikum. An der Streetparade stimmt das so, aber an der Vision? Ein wenig mehr Sophistication hätte ich schon erwartet auf wohl über 1000 MüM.


Organisation: Gut. Freilich verschwimmen die verschiedenen Bewertungsbereiche teilweise ineinander. Logistisch war die Organisation meines Erachtens top. Aber eben: Die musikalische Programmierung wäre meines Erachtens ausbaufähig. Und vor allem: weshalb dieses erbärmliche Rugenbräu Bier? Wohl weil es ein regionales Produkt ist. Aber ich, als Wahldeutscher, musste mich ernsthaft fremd schämen. Wie kann man den Gästen, gerade auch aus dem Ausland, eine solche Brühe zumuten?

Nun, wir gingen trotzdem ab...


Am Sonntag sah die Welt dann allerdings schon etwas anders aus...