Moskau ist in vielen Belangen wirklich eine teure Stadt. So sind Lebensmittel beispielsweise meist teurer als in Berlin. Ich habe den Eindruck, dass wir uns hier eher auf Schweizer Niveau bewegen. Ein normales Glas Pesto Genovese beispielsweise hat bei mir gestern fast eine Herz-Kreislauf-Störung verursacht: 200 Rubel oder umgerechnet 5 Euro respektive etwas mehr als 6.50 Franken kostet das italienische Produkt von Barilla.
Im Gegensatz zu solchen exotischen Importen sind dafür die einheimischen Erzeugnisse herrlich preiswert. Angefangen beim Grundnahrungsmittel Vodka. Die Flasche Russian Standard, die ich gestern zwecks meiner eigenen Erquickung erworben habe, kostet 300 Rubel oder 7.60 Euro / 9.80 Franken. Meine Kommilitonen pöbelten mich danach aber an; ich sei ein Snob. Recht haben sie, denn es gibt auch russischen Vodka für zirka 150 Rubel die Flasche, also 3.80 Euro / 4.90 Franken. Aber ich will nicht auch noch erblinden verdammt. Zudem ist der Prozess der Identifizierung der individuell passenden Marke Vodka nicht gerade einfach:
Ein weiteres Beispiel: Ein Kilogramm vermeintlich frische, gefrorene Crevetten kostet 100 Rubel, umgerechnet 2.50 Euro / 3.30 Franken. Ich bitte um Verzeihung, aber ist das nicht skandalös?
Die Supermärkte sind übrigens immer sehr voll. Und sie sind rund um die Uhr geöffnet. Falls einmal der Vodka ausgehen sollte...
A propos, in meinem Buch über russische Gesichte habe ich folgenden bemerkenswerten Satz gelesen: "Boris Godunow versuchte ein Reformprogramm für Russland durchzusetzen, das mit einem Kampf gegen die Trunksucht begann." Nun
- war Boris Godunow ab 1598 Zar Russlands, und
- heute liegt die durchschnittliche Lebenserwartung russischer Männer bei 59 Jahren, was zurückzuführen ist auf
- den auch heute sehr hohen Alkoholkonsum; Vodka gilt allgemein als Problemlöser.
Was lernen wir daraus? Manche Dinge ändern sich eben doch nie. Weshalb? Ich bin nicht Sarrazin, ich weiss es nicht. Ich weiss sowieso bedenklich wenig. Welch Trübsal. Vodka her...