Donnerstag, 12. Januar 2012

Cityscapes: Berlin (Part 2)


Meinen letzten Blogpost über Berlin (Grill Royal) schrieb ich am 5. Dezember des vergangenen Jahres, also vor über einem Monat. Was hat das zu bedeuten? Nun, ich war über zwei Wochen in der Schweiz. Und wenn ich in Berlin bin, dann sitze ich die meiste Zeit zu Hause, höre Musik, lese Bücher und Magazine, arbeite an meiner Masterarbeit, whatever. Abgesehen von einem Winter-Schlussverkauf-Ausflug in die gefährliche Mitte (Woolrich love! Missouri-Trailerpark-Wannabe!) war der Dezember mein Schopenhauer-Monat.

Unbedingt (!) empfehlenswert ist das Buch "Schopenhauer und die wilden Jahre der Philosophie" von Rüdiger Safranski. Da berichtet ein Meister respektvoll und sensibel von einem Meister. Für Schopenhauer, der selbst Phasen seines Lebens in Berlin verbrachte, war die Stadt eine Sandwüste; besonders viele löbliche Worte scheint er für die deutsche Hauptstadt nicht zu finden.

Interessant finde ich - übertragen auf Berlin - ein von Safranski zitierter Reisebericht über Weimar aus der Zeit der Romantik. Dort heisst es: "Dem wallfahrtenden Kunstjünger, dem enthusiastischen Freunde der Musen geht bei seinem Eintritt in diese Stadt eine Zauberin voran, ihm erscheint Weimar herrlich, wie das schöne Heiligtum der Musen (...). Aber daran haben (...) Bauart, Häuser, Straßen und Verzierungen keinen Teil; dies ist das körperliche, jenes das poetische Weimar, das der Eintretende im Geist erschaut."

Ähnliches denke ich manchmal im Falle von Berlin, dass es nämlich von zentraler Bedeutung ist, sich dieser beiden (und anderer) Teile einer Stadt bewusst zu sein. Unseligerweise sind jedoch nicht alle "Eintretenden" dieser Anschauung des Poetischen mächtig, wodurch für jene ein ganz wesentlicher Reiz der Stadt verborgen bleibt. Hinsichtlich der körperlichen Schönheit kann es die Stadt - zumindest auf der großen, gesamtstädtischen Ebene - nicht mit Paris oder Rom aufnehmen. Hier bin ich jedoch abschliessend der Meinung, dass im gegenwärtigen Berlin eine bemerkenswerte Verbindung von körperlicher und poetischer Beschaffenheit der Stadt festzustellen ist. In anderen Worten: die spezifische poetische Beschaffenheit der Stadt ist untrennbar an die spezifische körperliche Beschaffenheit der Stadt gekoppelt. Beide Teile befinden sich gemeinsam in einem fortwährenden Tanz - zu den Klängen von "Flying Through the Fog" von Basic Soul Unit.






Die Fotos - aufgenommen von verschiedenen Fotografen - stammen von skyscrapercity.com.