Freitag, 3. Februar 2012

Trouw Amsterdam


Früher - von 2002 bis 2004 im Wesentlichen - haben wir, ein abartiges Kollektiv von vier oder fünf Burschen, legendäre Clubtouren durch die halbe Schweiz organisiert. Darüber haben wir auf unserer massiven Underground-Webseite jeweils berichtet. Dazu gab es Fotos von Menschen, die ihren Verstand verlieren, aus dem Club getragen werden, massive Raketen zünden oder drei Biere gleichzeitig trinken.

Diese Zeiten sind mehr oder weniger vorbei - und das ist auch gut so. (Belanglose Anmerkung: Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit würde jetzt sagen "Ich bin schwul, und das ist auch gut so!" Das klingt, zugegeben, schon besser als meine lapidare Aussage; aber nicht alle haben soviel zu bieten, das muss ich einsehen.) Ausgehen tun wir, in ähnlicher Gruppierung, jedoch noch immer ab und zu - wenn wir nicht eine Zigarre rauchen im Edelrestaurant oder um 22 Uhr im temperierten Wasserbett liegen, der Hüfte wegen.

Letztes Wochenende waren wir nun beispielsweise im Club Trouw in Amsterdam. Das war eine Nacht, die es wieder einmal so richtig in sich hatte. Ich will deswegen ein paar Bemerkungen dazu machen und das Lokal gleichzeitig mit Nachdruck empfehlen!

Nach der Show im Casa Rosso und einem Bier gegen den Durst nahmen wir also das Taxi in den Oost der Stadt. Der holländische Taxifahrer war ein Affe, er fuhr Umwege. Herrlich wie wir sind, haben wir das natürlich gemerkt, ihm aber trotzdem nichts gesagt und dem Driver noch mit einem Trinkgeld die Krone aufgesetzt. Der arme Teufel soll auch ein Erfolgserlebnis haben. Das Trouw liegt nun in derjenigen Ecke Amsterdams, die aussieht wie Berlin: streng. Aber wir mögen streng, klar. Kommen ja auch von den Bergen her, wo auch die Ställe streng riechen. Von ebensolcher Art (streng meine ich, nicht riechend) war dann allerdings auch die Warteschlange vor dem Club, trotz bereits im Internet gekauften Einlasskarten.

45 Minuten später war ich grantig, unterkühlt und zermürbt, dachte das wird nichts mehr. Wir haben uns dann aber urschweizerisch auf unsere Kernkompetenzen besonnen und gleich Wodka bestellt. Und Bier, alles immer gleichzeitig und engagiert, wie die Banker am Paradeplatz und die Kuhhirten auf der Alm. Dazu dann auf der oberen Tanzfläche UNDERGROUND RAW TECHNO, zu diesem Zeitpunkt vermutlich vom Berliner Lucy. I like that thug, dank u wel!

Die meiste Zeit verbrachten wir aber auf der unteren Tanzfläche im Keller des Gewerbe-/Industriekomplexes. Dort unten hatte das feine holländische Label Rush Hour einige Plattenleger aufgeboten, darunter den ebenfalls aus Berlin angereisten Hunee. Dieser Mann asiatischer Abstammung gehört zu meinen Favoriten hier in der deutschen Hauptstadt - und er zeigte mir auch im Trouw wieder, weshalb das so ist: he's got the soul! Wir gingen ab. Und das schöne ist: wir waren nicht alleine! Womit wir, neben der Musik, zum zweiten entscheidenden Punkt kommen hinsichtlich der Erzeugung einer großartigen Atmosphäre: dem Publikum. Die Holländer - es hatte dem Anschein nach wenige Touristen im Trouw - waren locker, feierfreudig, stilvoll und in der Regel ohne anstrengende Hipsterallüren, kommunikationsfreudig, begeisterungsfähig und ab und an sogar richtig gutaussehend (was man sonst, ihr wisst es alle, eher über die Schweizer zu sagen pflegt, zumindest hinter vorgehaltener Hand).

Wie dem auch sei, ich mag jetzt nicht mehr schreiben. Höre Miles Davis und das verlangt mehr Aufmerksamkeit. Doch, noch kurz zwei Dinge. Erstens: Die industrielle Architektur war sehr schön, die räumlichen Rahmenbedingungen demnach auch der positiven Atmosphäre dienlich. Ich stehe ja diesbezüglich mittlerweile (oder momentan?) eigentlich mehr auf eine andere Raumgestaltung, aber hier war es völlig in Ordnung. Man ist ja offen, wenn man die Sommerferien im Kuhstall verbringt. Zweitens: um 5 Uhr war leider Schluss. Das ist ja in Ordnung, brenzlig wird es bloss, weil dann alle gleichzeitig an die Garderobe strömen. Ich bin Maradona noch jetzt dankbar, dass ich im Gedränge nicht fast erstickt bin. Das war grenzwertig. Aber da die Holländer auch hier locker blieben ging das.

Fazit über das Trouw, in den Worten meines Begleiters Marcel (seines Zeichens aufstrebender Private Banker): "Das Einfache können sie nicht, das Unmögliche ausgezeichnet." Der Mann hat recht.

Anbei noch ein paar Fotos der Trouw-Partyboys. Ok!