Samstag, 22. Januar 2011

Die Eisbären

Vergangenes Wochenende besuchte ich ein Spiel der lokalen Eishockey-Mannschaft. Der SCB hat mich ja trotz immensen Ärgernissen immer wieder mal ins Stadion gelockt, und so interessiert mich natürlich auch das Eishockey in Deutschland und naheliegenderweise die Equipe der Eisbären Berlin.

Über das Spiel selbst gibt es wenig Bemerkenswertes zu berichten. Nicht das das Niveau armselig gewesen wäre, keineswegs. Ich fand die Partie ziemlich flott, es gab reichlich Torgefahr auf beiden Seiten. Nach einem 0:2-Rückstand gegen bissige Kölner Haie retteten sich die Eisbären gerade noch in die torlose Verlängerung. Die Entscheidung fiel schlussendlich im Shootout; herrlich wie ich finde, so reicht die Zeit für ein zusätzliches Bier.

Bemerkenswert finde ich aber vor allem den appetitlichen Aufprall von nostalgischen Ostschwärmereien und globalem Kapitalismus. Man muss dazu wissen, dass die Eisbären die Nachfolgemannschaft von Dynamo Berlin ist. Der SC Dynamo war nun natürlich, wie der Name unschwer erkennen lässt, der Stolz des sozialistischen Ostberlin - im Gegensatz zum westlichen Team der Preussen Berlins. Wie dem auch sei. Heute jedenfalls spielen die verwertungslogisch in Eisbären umbenannten Herren in der hypermodernen O2-World:


Dazu kommt, dass sie nicht nur in dieser Arena spielen, sondern ebenfalls der US-amerikanischen Anschutz Entertainment Gruppe gehören. Eine Gruppe, die auch die Arena gebaut hat und so. Man sieht: es riecht nach Investment. Und ehrlich gesagt riecht es nicht nur so, es sieht auch so aus und hört sich so an - wenn nicht gerade gespielt wird unten auf dem Eis oder die ostalgischen Kutten-Fans einen ihrer zahlreichen Gesänge auf die Ehre Dynamos anstimmen. Es entsteht summa summarum der Eindruck, dass der Kapitalismus den Sozialismus auch hier in der Arena in die Ecke respektive in die Stehkurve drängt. Most def yo. Die Anschutz Entertainment hat es sogar geschafft, dass vor dem Stadion ein Stück der historisch wertvollen (?) Berliner Mauer rausgebrochen wurde, damit an der Spree ein Schiffssteg für irgendwelche läppischen Boote gebaut werden konnte. Die Fans jubeln trotzdem:


Ich habe natürlich auch gejubelt, zugegeben. Niemals so euphorisch wie vor dem Spiel, beim Erklingen der Eisbären-Hymne!