Montag, 31. Januar 2011

Papageno

Letzte Woche musste ich im Italienisch-Kurs erläutern, was ich am Wochenende spannendes gemacht hätte. Da habe ich dann halt von meinem Sonntag im Berghain respektive der Panorama Bar erzählt. Als ich an dem Punkt der Erzählung ankam, wie ich um 13 Uhr am Sonntag Mittag den Sekt in die Höhe stemmte, musste die wunderbare Dozentin verständlicherweise umgehend nach ihrem katholischen Amulett greifen. Aber Berlin ist halt nicht Neapel, hier findet der Gottesdienst gewissermaßen in anderen Zeremonien statt. Aber Kirche ist Kirche, ob da nun ein Kreuz hängt oder ein DJ predigt. Wie dem auch sei.

Ich musste ihr und und den Studenten leider auch erklären, dass ich Space Dimension Controller verpasst hatte. Eigentlich war ich ja aufgrund dieses Aliens in die Panorama Bar geschlichen. Aber er, der aus der Zukunft kommt und mit seinem Electropod-UFO einen Unfall hatte und deshalb zurzeit auf der Erde weilt, kam Stunden zu spät aus Belfast an. Er legte dann nicht um 14 Uhr auf, sondern erst Sonntag Abend um 22 Uhr. Und natürlich war ich zu diesem Zeitpunkt seit einer guten Stunde nicht mehr dort. Aber ich schweife ab. Der Punkt ist: Es war schwierig, meiner Dozentin in Italienisch zu erklären, dass ich erst am Montag gemerkt hatte, dass ich Space Dimension Controller gar nicht gehört hätte. Bis ich nach Hause ging am Sonntag Abend dachte ich nämlich, der Typ spiele dort vorne sein Set. Zwar war ich von der Musikauswahl ziemlich enttäuscht, aber ich dachte - gutmütig wie ich bin, nicht wahr -, dass der junge Kerl einfach einen schlechten Tag erwischt hätte. Solcher Malheur widerfährt sogar Sprösslingen besten Hauses. Meine Lehrerin muss jedenfalls den Eindruck gewonnen haben, ich wäre ganz und gar nicht mehr zurechnungsfähig gewesen. So als ob sie selbst in ein Konzert gehen würde auf das sie lange gewartet hätte, dann aber nicht realisieren würde, dass eine andere Band spielt.

Langer Rede kurzer Sinn: Falls sie, also die italienische Dozentin, mich morgen wieder fragen sollte, was ich denn am Wochenende gemacht hätte, will ich vorbereitet sein. Deshalb war ich letztes Wochenende in Mozarts Zauberflöte; mit der Absicht, sie möge sich meiner erbarmen.

Die Deutsche Oper Berlin bespielt übrigens einen meines Erachtens prächtigen, von Fritz Bornemann konzipierten Bau aus der Nachkriegsmoderne. Da wir die Oper in der letztmöglichen Minute erreichten, war das Publikum schon im Saal und ich konnte hastig noch zwei architektonische Schnappschüsse vom Café und vom Foyer machen:



P.S. Der Sonntag wurde gekrönt durch einen himmlischen Hackbraten à la chérie. Mein erster Hackbraten ausserhalb des Rosengartens liebes Sünni! Papageno war in seinem Element:

Samstag, 22. Januar 2011

Die Eisbären

Vergangenes Wochenende besuchte ich ein Spiel der lokalen Eishockey-Mannschaft. Der SCB hat mich ja trotz immensen Ärgernissen immer wieder mal ins Stadion gelockt, und so interessiert mich natürlich auch das Eishockey in Deutschland und naheliegenderweise die Equipe der Eisbären Berlin.

Über das Spiel selbst gibt es wenig Bemerkenswertes zu berichten. Nicht das das Niveau armselig gewesen wäre, keineswegs. Ich fand die Partie ziemlich flott, es gab reichlich Torgefahr auf beiden Seiten. Nach einem 0:2-Rückstand gegen bissige Kölner Haie retteten sich die Eisbären gerade noch in die torlose Verlängerung. Die Entscheidung fiel schlussendlich im Shootout; herrlich wie ich finde, so reicht die Zeit für ein zusätzliches Bier.

Bemerkenswert finde ich aber vor allem den appetitlichen Aufprall von nostalgischen Ostschwärmereien und globalem Kapitalismus. Man muss dazu wissen, dass die Eisbären die Nachfolgemannschaft von Dynamo Berlin ist. Der SC Dynamo war nun natürlich, wie der Name unschwer erkennen lässt, der Stolz des sozialistischen Ostberlin - im Gegensatz zum westlichen Team der Preussen Berlins. Wie dem auch sei. Heute jedenfalls spielen die verwertungslogisch in Eisbären umbenannten Herren in der hypermodernen O2-World:


Dazu kommt, dass sie nicht nur in dieser Arena spielen, sondern ebenfalls der US-amerikanischen Anschutz Entertainment Gruppe gehören. Eine Gruppe, die auch die Arena gebaut hat und so. Man sieht: es riecht nach Investment. Und ehrlich gesagt riecht es nicht nur so, es sieht auch so aus und hört sich so an - wenn nicht gerade gespielt wird unten auf dem Eis oder die ostalgischen Kutten-Fans einen ihrer zahlreichen Gesänge auf die Ehre Dynamos anstimmen. Es entsteht summa summarum der Eindruck, dass der Kapitalismus den Sozialismus auch hier in der Arena in die Ecke respektive in die Stehkurve drängt. Most def yo. Die Anschutz Entertainment hat es sogar geschafft, dass vor dem Stadion ein Stück der historisch wertvollen (?) Berliner Mauer rausgebrochen wurde, damit an der Spree ein Schiffssteg für irgendwelche läppischen Boote gebaut werden konnte. Die Fans jubeln trotzdem:


Ich habe natürlich auch gejubelt, zugegeben. Niemals so euphorisch wie vor dem Spiel, beim Erklingen der Eisbären-Hymne!

Montag, 17. Januar 2011

Polski styl





Business-Weekend in Warszawa

Vergangenes Wochenende hatte ich in Begleitung meiner Freundin und eines guten Kunden geschäftlich nach Warschau zu reisen. Der Kluge reist bekanntlich im Zuge, und so buchten wir 1. Klasse im Berlin-Warschau-Express. Als Young Professional kann dies zwar gelegentlich überambitioniert wirken, aber Ausnahmen bestätigen die Regel wie wir alle wissen. Wie dem auch sei, nach wenigen Stunden Bahnfahrt war der Vertrag unterschrieben und wir feierten den Geschäftsabschluss mit Handschlag und polnischem Piwo.


Auch dem weniger gut situierten Zeitgenossen empfehle ich eine Reise nach Warschau, denn eine 3-Tages-Karte für den öffentlichen Nahverkehr kostet läppische acht Zloty. Wir sprechen beim aktuellen Wechselkurs über 2 Euro für drei Tage freie Fahrt! Doch diese Frechheit ist nicht der einzige Grund, weshalb ich Kosmopoliten zu einer Fahrt nach Masowien geraten haben möchte. Die Polen wissen nämlich offensichtlich einiges über das Leben:


Nur Trinken finde ich allerdings auch daneben. Deshalb empfehle ich für das perfekte Abendessen - sei es, wie in meinem Fall, als Geschäftsessen oder aber auch als Grundlage für eine strenge Nacht - eine währschafte Suppe mit dem starken Namen Zurek, gefolgt von frischen Pierogi unterschiedlicher Füllungen. Ein nobler Begleiter ist Piwo aus der Brauerei Ciechan, beispielsweise der Sorte Wyborne. Ein wirklich ausgezeichnetes Bier! Nach den nährhaften Pierogi wird der Kunde einen stattlichen Zubrowka vertragen, also nicht geizen. Beides, sowohl der polnische Wodka als auch Ciechan, empfehle ich uneingeschränkt auch für den häuslichen Genuss zu Hause beim Geschäftspartner:


Wer seine geschäftlichen Beziehungen optimal pflegen will, kommt in Polen auch nicht darum herum, nach dem Essen noch gemeinsam um die Häuser zu ziehen. Ganz ähnlich eigentlich wie im Emmental; bloss, dass man im Emmental ins Dancing im Bären geht und in Warschau halt eben ins W Oparach Absurdu. Hält man lange genug durch, und dies ist ratsam als Grundlage für zukünftige Akquisitionen, kommt irgendwann auch wieder Hunger auf, trotz der Pierogi. Und auch wenn kein Hunger aufkommt, kann es strategisch durchaus geschickt sein, noch im rund um die Uhr geöffneten Przekaski Zakaski einzukehren. Der Wodka-Shot kostet 1 Euro, der rohe und leckere Hering mit Zwiebeln 2 Euro. Eine ausgezeichnete Investition aus Sicht eines Customer Relationship Managers:


Auch wenn es in solchen Momenten unrealistisch klingen mag: Irgendwann ist auch der stärkste Pole fällig. Deshalb kommt nach dem letzten Wodka entweder der erste Wodka oder aber zur Abwechslung auch mal ein Kaffee. Für sehr guten Kaffee in einem für High Potentials oder Young Professionals angenehmen Umfeld empfehle ich das unweit der Universität von Warschau gelegene Kafka. Man kann dort auch speisen, wenn man kann:


Und nun mögen sich alle zum Segen erheben. Lang lebe Warszawa!

Cityscapes: Warszawa





Montag, 10. Januar 2011

High Potentials in Berlin

Spektakuläre Bilder von einem ungeheuerlich exklusiven, geheimen Anlass in Berlin!

Die High Potentials (v.l.n.r.) im Bild unten: C aus der Schweiz, in Zukunft vermutlich revolutionärer Städtebauer und bereits heute Szenekenner, verkehrt oft in den Kreisen der russisch-stämmigen Intelligenzija Berlins. Säuft Gerüchten zur Folge Zubrowka wie ein Stier. Man sieht es. Die Flasche auf dem Tisch benutzt er zum Zähneputzen, was er, hygienisch wie er ist, zweimal die Woche tut und damit bei den Damen prahlt. Daneben: Z aus Polen, potentiell weltberühmte Pianistin. Übt jeden Tag 1 Stunde; weil: kann schon alles. Fantastisch. Lang Lang macht sich in die Hose. Schlussendlich rechts im Bild, U aus Mecklenburg-Vorpommern, zukünftige Königin dieses noch republikanischen Landes. Revolutionäre Schritte sind in Planung, die Krone hat sie seit dem 6. Januar schon (siehe zweites Foto unten, skandalös); der rote Teppich wurde schon ausgerollt zwecks Üben angehender gesellschaftlicher Repräsentationsverpflichtungen. Fotografiert wurde der illustre Kreis von B aus der Schweiz, Koryphäe auf auf dem Gebiet der Botanik. Singt unter der Dusche zur persönlichen Erheiterung Hymnen auf die Aristotelische Systematik der Biologie, rückwärts. Beneidenswert.


Besinnliche Weihnachten

Weihnachten ist zwar schon eine Weile her, aber ich möchte nach der längeren Winterpause nun doch noch einige Impressionen teilen. Angefangen mit dem Weihnachtsbaum 'chez maman':


Der mittägliche Blick aus dem Fenster hinaus in das winterlich verschneite Dorf:


Mein Bruder und ich in weihnächtlicher Besinnlichkeit:


Der Ausblick auf die Westalpen am Morgen des zweiten Weihnachtstages, gesehen und festgehalten durch und 'chez mon père':


C рождеством, Bce!