Donnerstag, 14. Juni 2012

Tagebuch des Abschieds: The End


Nochmals ins Ishin mit der Freundin und Eric. Noch ein Sakemenü. Kleider zum Motz-Laden an der Friedrichstraße bringen. Das Spiel von Russland bejubeln. Dzagoev - König vom Kaukasus. Einmal noch die Zeit lesen. Sehr schöner Artikel vom Philosophen Martin Seel über Tugenden und Laster. Und jetzt alle gemeinsam: We are red, we are white, we are Danish Dynamite. Doch wer a sagt muss auch b sagen: Fluchen über die armselige Qualität der Flanken. Where is Eriksen? Dann raus mit Kumpels: Schland gegen Portugal bei der Arena. Die Pizza im Club der Visionäre ist immer noch lecker. Der CdV baut aus und damit ab. Zeit zu gehen. Sonntags nochmals oben ohne Teshno im Sisyphos. Und immer wieder Fußball. Und nochmals 3,85-Euro-Cocktails beim Mexikaner unten an der Straße. Mai Tai please! Rumshot please. Wir sind die schönste, intelligenteste und charmanteste Zügeltruppe der Welt. Look at these amazing high achivers. Hennessy muss weg. Kaschmirpullover tauschen für einen Kissenbezug. Auf die interkulturelle Freundschaft. Und noch ein Sushi, wtf. Und am nächsten Morgen waren wir weg. Das wars! Du liest ein Buch, ich leas' ein' Benz.






Samstag, 26. Mai 2012

Kosmonauten des Underground


Es ist Samstag Abend und ich arbeite. Aber, wie schon Roger Schawinski wusste: Who cares? Zwar habe ich zwei der drei nachfolgenden Bücher an dieser Stelle schon kurz erwähnt, doch will ich nochmals gesammelt drei Werke empfehlen, deren Lektüre eine hervorragende Übersicht über die Berliner Technoszene liefert. Ich schreibe - ganz nebenbei, nicht? - meine Masterarbeit zu diesem Thema. Sauglatt, nicht, nicht?

Anfangen würde ich wohl mit dem neuesten Buch 'Der Klang der Familie', welches die zeitlich am weitesten zurück liegende Phase abdeckt: vor und insbesondere nach dem Mauerfall 1989. Die Autoren Denk und von Thülen haben Zitate aus zahlreichen Interviews zu einer sehr schön lesbaren Collage vereint. Mit diesem Buch erhält man ein lebhaftes Bild der Anfänge. Back to the roots.


Nach einer Verschnaufpause, die wird für die Lektüre des zweiten Buches nötig sein, folgt Anja Schwanhäußers Ethnografie der Szene: 'Kosmonauten des Underground'. Die Autorin leistet eine wunderbar tiefgreifende Beschreibung eines sehr relevanten und charakteristisch prägenden Teils der ganzen Berliner Szene für elektronische Musik: der im Stadtraum umherschweifenden, driftenden Akteure des Techno-Underground. Eindrücklich wie sie Fäden verknüpft - Urbanität, Postmoderne, Bourdieu und das Neue Kleinbürgertum, Drogen, Subkultur. Man könnte die Aufzählung noch lange weiterführen. Ein fantastisches Buch, basierend auf ihrer Dissertation an der Humboldt. Nach der Lektüre hat man ein reiches und wertvolles Verständnis der Szene. (P.S.: was zur Abrundung aus heutiger Sicht fehlt ist sicherlich das schwule Element. Ostgut/Berghain und so.)


Damit kann nun das letzte und zweifellos bekannteste der drei Bücher in Angriff genommen werden. Es stammt vom angesehenen Journalisten Tobias Rapp und beschreibt vorwiegend die Entwicklungen der Nullerjahre. Natürlich kann man das leicht verdauliche und unterhaltsame Buch 'Lost and Sound' auch für sich genommen lesen. Im Dreierpack jedoch rundet sich das Bild erst richtig ab. Denn: wir reden von einer kontinuierlichen Entwicklung. Eines geht ins Andere. Alles macht Sinn.


Nach der Darlegung der Anfänge, einem detaillierten Blick in die Seele der Szene sowie einer Fortschreibung der Entwicklungen in den 2000er Jahren will ich nun versucht sein, ebenfalls einen den Zeitgeist fassenden und daran anknüpfenden, bedauerlicherweise bescheidenen Beitrag zu leisten: die Koordinierung und Regelung der Clubszene im Spannungsfeld der städtischen Entwicklung. Die Troika von Clubbetreiber, Politiker und Beamten - mit dem vermeintlichen Intermediären zwischendrin. Denn eins ist klar: Berlin befindet sich im stetigen Wandel. Die Stadt wird bürgerlicher und die Szene, die einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Herausbildung des famosen Neuen Berlins hatte - und immer noch hat - sieht sich, wieder mal und in zunehmendem Maße, bedroht. Im Hintergrund sprechen wir von Kämpfen um und Spielen im Stadtraum. Was passiert, was ist zu tun?

Mittwoch, 23. Mai 2012

Berlin Beatmakers


Ab Mitte der 90er Jahre bis zirka 2002 galt meine musikalische Aufmerksamkeit - nachdem ich aus der Thunderdome-Hardcore-Ecke kam - überwiegend dem HipHop. Nicht nur, denn der hundertprozentige Fokus auf eine Musikrichtung war mir noch nie möglich. Doch prägten diese Musik sowie die damit einhergehenden Verhaltensweisen und Modeerscheinungen ganz wesentlich mein Leben. Man kann es auch anders ausdrücken, weniger affig: Ich sah aus wie ein Vollpfosten, mochte Wu-Tang und wollte meine gefälschte Rolex eines Tages durch eine echte ersetzen.

Irgendwie verschwanden diese Neigungen mit der Zeit. Schliesslich durchläuft auch ein Berner Oberländer unterschiedliche Identitätsphasen, auch wenn das für den Städter zuweilen unwahrscheinlich erscheinen mag im Angesicht eines Menschen aus den Bergen. Wie dem auch sei, die Lebenswelt des HipHop und die meinige hatten, so durfte ich seligerweise erkennen, in zunehmendem Maße etwa gleich viel gemein wie Franz und Hans. Jeder weiss demnach wie die Antwort lautet: Nichts.

Doch es kam wieder anders auf der ewigen Achterbahnfahrt des Lebens. 2003 uahaha! Ich war in Barcelona, Sonar Festival. Dort ging ich in einen Plattenladen und bat nach der Empfehlung des Hauses. Man gab mir das erste Album von Little Brother und ich war sofort wieder 'totally in the game dude like really, awesome'. Das Album war wie eine Erleuchtung. Es gibt, so durfte ich feststellen, auch - wie soll ich sagen - smoothen HipHop. Hatte ich in der Source irgendwie nicht mitgekriegt.

Seither höre ich zwar auch immer wieder mal Gangster-Bretter. Doch meine Seele fühlt sich, da gibt es keine Zweifel, insbesondere von den Produktionen von Little Brother, Pete Rock, J Dilla, Teebs und Konsorten geschmeichelt. Wen erstaunt es: ich komme von den Heiligen Höhen der Alpen, nicht aus dem Märkischen Viertel. Bei uns gab es keine Gangster sondern friedliche Kühe. Ja, spannend, ich weiss.

Jetzt komme ich zum Punkt, versprochen! Ich dachte seit Jahren: Mit dem deutschen HipHop kannst du nicht ernsthafterweise eine längere und innigere Beziehung aufbauen mit einer Seele wie der meinigen. Zu prollig, zu hart, zu lustig, zu wtf. In den letzten Jahren lag mein Blick vor allem auf Los Angeles. World Beatmaker Capital. Jetzt aber weiss ich seit kurzem, dass auch hier in Berlin sehr nüchterne Beats produziert werden. Es scheint sogar so etwas wie eine Szene zu geben, vielleicht?! Jedenfalls gibt es nicht nur Low End Theory sondern es gibt/gab auch BeatGeeks - regelmässig im Monarchen am Kotti in Kreuzberg.

Check 'em out y'all. Etwa Dexter mit seinem Beitrag für die Serie Hi-Hat Club. Er stammt zwar glaube ich aus Heilbronn, seine Beats sind jedoch so gut das könnte auch Berlin sein. Sorry.


Oder hier der vermeintliche Beatmaker-König Berlins: Suff Daddy. Er trägt immer das selbe Padres-Cap und macht klatsche Beats. Aktuelles Album: Suff Sells. Cheers!


Weiter geht es mit Flako. Er ist meines Wissens Chilene, lebt jedoch auch hier in Berlin. Sein 2011er Werk The Mesektet klingt dope! (P.S. Bleibe heute in der Sprache der Szene. Für die Creds.)


Wie gesagt, ich bin mit diesen Produzenten noch nicht lange vertraut. Es gibt wahrscheinlich noch einiges zu entdecken, viele Namen dürften hier dementsprechend noch fehlen. Ein spannendes Label ist auf jeden Fall Melting Pot Music. Und ein aktuelles Interview mit Suff Daddy gibt es hier:


Warum nur muss er über Berlin-Hipster ableiern? HipHop ist doch der neue Hipstersound. Wir gehen alle ins Bäreneck und jammern. Golf Wang ASAP was wosch de mann? Roll a phat one.

Sonntag, 20. Mai 2012

Caaaarefree


Didier King of Africa n London. SWLDN!!!!! I miss Joe Cole so much. One love Bison, JT, Superfrank, Bane Ivanovic, Dieter out of Africa, Cashley, Dr. Petr, John Michael Nchekwube Obinna, Luizzzz & Ramiresssss. DESTINY. Go Jürä für di fröits mi extrem dä Titu!

Roman bring back Joey Cole n add Wesley Sneijder and Eden Hazard. Memories from the past:








Man der Vodka wirkt immer noch.

Samstag, 19. Mai 2012

Swag Update


Zurzeit bleibt mir nicht viel Zeit für Berlin und ich habe dementsprechend, frankly speaking, nahezu nichts zu berichten. Dann sollte man die Klappe halten, ich weiss. So will ich denn auch nicht viele Worte verlieren. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn wie man erahnt: das Bild ist sowieso das wichtigste Mittel der virtuellen Identitätsproduktion. Deshalb ein kurzes Berlin-2012-Swag-Update.

Der Sneaker für 2012.


Mittlerweile nutze ich Spotify auch - musste ja auch hören, dass tout Berlin schon damit Musik hört. Ich könnte jetzt hier über mehrere Absätze referieren, wie ich Musik mit Spotify moralisch vertretbar zu hören gedenke. Vor allem könnte ich auch ein Gebot formulieren, weshalb auch DU so agieren solltest. Aber was hat das noch mit Swag zu tun?

Den Swag maximieren tun jedoch die folgenden drei elektronischen Alben sowie die Numero-Zusammenstellung 'Personal Space'. Sensationelle Musik und großartiges Artwork! Ebenfalls auf den Olymp gehört das neue Album von Claro Intelecto: 'Reform Club'. Alle Scheiben gibt es auch bei Spotify zu hören.





Schuhe, Musik - was fehlt jetzt noch? Klar: ukrainischer Birkenvodka von Nemiroff. Den kriegten wir vorgestern in einem russischen Restaurant in Berlin serviert. Exzellent! Immer eiskalt trinken. Was die Äpfel auf dem Foto zu suchen haben ist mir allerdings ein Rätsel. Pur nur.


Donnerstag, 10. Mai 2012

Berlin Springtime 2012 Lunch Break Series


I am totally into Conceptual Art. Like, really. Do you dig Beuys? I don't, really. I hate his pieces of fat. That is disgusting. I love Bruce Nauman though. Why? He lives in New Mexico - I wish I'd live in the desert, too.

Das Konzept? Ehm. Wtf. Ich bestreite allerdings nicht, dass es Konzepte gibt. They might be recorded somewhere on a MiniDisc-player in outer space.







Konzeptessen, identisch arrangiert, mittags, Berlin only, April und Mai. Plate by IKEA of Sweden, food by BB, photography by CLH. Listen to 2080 and feel the art.

Sonntag, 6. Mai 2012

Urban Gardening in Berlin


Urban Gardening ist derzeit in aller Munde. Kürzlich strahlte sogar das ZDF eine Diskussionssendung zum Thema aus. Und wenn alle schon darüber diskutiert haben - dann kommt noch der Berner. Ja, so sind wir: dynamisch und herrlich. Aber das ist eine altbekannte Tatsache, noch älter als Urban Gardening. Weil Urban Gardening aber wirklich etwas ist, was auch ein Berner erfunden haben könnte, möchte ich mich dem Thema doch auch noch widmen. Wie? Ich stellte meiner Freundin und urbanen Gartenexpertin (sie hat eine Masterarbeit zum Thema verfasst) fünf Fragen.

1) Wie unterscheidet sich urbanes Gärtnern von den bekannten Schrebergärten und vom berüchtigten Guerilla Gardening?

Ich verstehe urbanes Gärtnern als Sammelbegriff für die verschiedenen Formen gärtnerischer Aktivitäten in der Stadt. Die Kleingärten einerseits entstanden um die Jahrhundertwende und unterscheiden sich von den urbanen Gemeinschaftsgärten m. E. vor allem durch ihr Verhältnis zur Stadt: Sie waren schon immer – und sind es heute noch – kleine Fluchten aus der Stadt. Im Gegensatz dazu verstehen sich die Gemeinschaftsgärten andererseits klar als einen Teil der Stadt und sind fast immer auch sehr politisch. In den Gemeinschaftsgärten wird zudem großer Wert auf das Gemeinschaftliche gelegt. Was jedoch nicht heißt, dass alle Beete gemeinschaftlich bearbeitet werden. Es wird zusammen gegärtnert, geerntet, gefeiert, gekocht oder für bestimmte Anliegen gekämpft. In den Kleingärten ist dies tendenziell weniger der Fall, da dort jeder für seine eigene Parzelle verantwortlich ist. Allerdings findet in den Kleingärten momentan ein Generationenwechsel statt, der das bisweilen biedere Image dieser Gartenform möglicherweise etwas aufbrechen wird. Guerilla Gardening ist wiederum die anarchistische Form urbanen Gärtnerns. Dabei werden, meist des Nachts, öffentliche Flächen oder private Brachen bepflanzt. Die Motivationen der Guerilla Gardener sind dabei ganz unterschiedlich und reichen von politischen bis zu ästhetischen Anliegen.


2) Was zeichnet die von dir untersuchten urbanen Gartenprojekte in Berlin aus?

Allen drei Gärten ist gemeinsam, dass sie auf ihre Weise sehr politisch sind. Die einen verstehen sich vor allem als Bildungsgarten, in dem die Menschen auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen sozusagen informell gebildet werden. Anderen geht es eher um Nahrungssouveränität, die Erhaltung der Sorten- und Artenvielfalt, den Kampf gegen Gentechnologie, die Bildung von sozialen Netzwerken oder den Kampf für mehr qualitativ hochwertiges Grün in der Stadt. Zwei der Projekte funktionieren, wie die meisten Gemeinschaftsgärten, auf freiwilliger und unbezahlter Basis. Die Betreiber des dritten Gartens dagegen haben das klare Ziel, dass im Garten auch Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Um die nötigen finanziellen Mittel zu generieren werden hier Gemüse und Kräuter verkauft und im Gartencafé gibt es Getränke, Kuchen und Mittag- sowie Abendessen mit Zutaten aus dem Garten zu kaufen.


Unterschiede zwischen den Gärten sind auch in ihrem Erscheinungsbild auszumachen. Der ‚Prinzessinnengarten’ ist ein mobiler Garten, der jederzeit umziehen kann: Gemüse und Blumen werden in Bäckerkisten, Reissäcken oder Tetrapacks gepflanzt und nicht direkt in den Boden. Ähnlich ist es im ‚Allmende-Kontor’ auf dem Tempelhofer Feld: Hier ist der Boden vom ehemaligen Flugbetrieb so kontaminiert, dass man nicht direkt in den Boden pflanzen darf. Deshalb haben die Gärtnerinnen und Gärtner aus Holz, Badewannen, alten Schränken und Betten, Blumentöpfen, Waschschüsseln und vielem mehr Hochbeete gebaut. Der Garten ‚Ton, Steine, Gärten’ am Kreuzberger Mariannenplatz gleicht am ehesten einem wenn man so will normalen Garten. Auf den gut 1‘000 qm wurde der Boden vom Bezirksamt saniert, so dass auf dem öffentlichen Grundstück in den letzten Jahren ein schöner, dichter Garten entstehen konnte.



3) Was hast du über die Macher und Beteiligten dieser Gärten erfahren?

Die InitiatorInnen sind meist sehr idealistische, politisch aktive und sehr engagierte Menschen, denen das Wohl ihrer Mitmenschen am Herzen liegt. Es handelt sich dabei um gut ausgebildete Leute, meist AkademkierInnen. Auch ein guter Teil der Gärtenrinnen und Gärtner kann dieser Gruppe zugerechnet werden. Allerdings hat jeder Garten – je nach Lage und inhaltlicher Ausrichtung – seine ganz eigene Mischung an Leuten. Meistens sind viele junge Menschen beteiligt, dafür scheint es aus unterschiedlichen Gründen schwierig zu sein, Migrantinnen und Migranten in die Projekte einzubinden.



4) Inwiefern siehst du positive Effekte dieser Gärten auf Stadtviertel oder Städte?

Die Effekte von urbanen Gemeinschaftsgärten auf Städte sind sehr vielfältig und oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sicherlich stärken sie den Zusammenhalt zwischen den Menschen im Garten und schaffen einen Ort für Begegnungen, die im Alltag nicht zustande kommen würden. Dadurch entsteht ein grösseres gegenseitiges Verständnis, was gerade in Vierteln mit schwächerer Sozialstruktur zu lokaler Verbesserung im Sinne eines gesteigerten Sozialkapitals beitragen kann. Durch die Auseinandersetzungen mit den städtischen Behörden werden die Gärtnerinnen und Gärtner überdies auch für städtische Verwaltungsprozesse sensibilisiert und erhalten dadurch möglicherweise ein besseres Verständnis für die Funktionsweise ihrer Stadt. Sie sehen, dass es möglich ist, auf eigene Faust ein Stück Stadt zu gestalten und einen vormals grauen Ort in einen blühenden Garten zu verwandeln. Das kann die Verwurzelung mit dem Stadtviertel erhöhen und die Bildung einer lokalen Identität fördern; Stichwort bürgerschaftliches Engagement. Auch wenn ein Garten nicht die ganze Stadt verändert, kann er doch sicherlich positive Auswirkungen im Kleinen haben.




5) Warum denkst du sind urbane Gärten überhaupt ein Thema unserer Zeit?

Es gab grundsätzlich schon immer Gärten in der Stadt. Momentan scheinen sich viele Menschen zunehmend für ihre Umwelt aber auch für ihre Ernährung zu interessieren: Woher kommt mein Essen? Was ist gesund? Die Gemeinschaftsgärten bieten in diesem Kontext einen Ort, an dem über solche Themen diskutiert, wo aber auch praktisch gearbeitet und ausprobiert werden kann. Viele Leute suchen womöglich vermehrt nach Verwurzelung und innerer Ruhe. Gleichzeitig beobachtet die Trendforschung die Suche nach grösseren Freiräumen und Autonomie, aber auch eine Suche nach sinnlichen Erlebnissen. Es reicht einer wachsenden Zahl von Leuten nicht mehr, in den Supermarkt zu gehen und sich ein Produkt aus dem Regal zu nehmen. Sie wollen wissen wie etwas hergestellt wurde, welche sozialen und ökologischen Auswirkungen der Konsum hat. Diese Bedürfnisse können im Garten befriedigt werden. Bei all diesen Betrachtungen darf jedoch nicht vergessen werden, dass es sich bei diesen Leuten, wie bereits oben erwähnt, vor allem um ein gut ausgebildetes, oft akademisches Publikum handelt. Selbstverständlich gibt es auch Gärtnerinnen und Gärtner, die aus weniger gesicherten Hintergründen stammen und das Gärtnern sehr viel pragmatischer betrachten.

Die Fotos stammen allesamt aus dem Berliner Prinzessinnengarten und wurden am 5. Mai 2012 aufgenommen. Die Macher dieses Gartens haben soeben ein eigenes, empfehlenswertes Buch veröffentlicht. Mach die Stadt grün!

Mittwoch, 2. Mai 2012

Berlin Mayday


Three pictures out of Berlin-Kreuzberg Mayday 2012. Massive vibes!




Eigentlich ist der 1. Mai als Tag der Arbeit ein Anlass zu politischen Kundgebungen. In Teilen Berlins (allen voran Kreuzberg) werden oft von linken und linksradikalen Gruppen Demonstrationen veranstaltet. Dabei kommt es regelmäßig sowohl am 1. Mai als auch am Vorabend (Walpurgisnacht) zu teilweise erheblichen Randelen und Ausschreitungen. Hauptthema in der letzten Zeit war meines Erachtens die vermeintliche Gentrifizierung Berlins: Ärmere Haushalte werden dabei aus ihren angestammten Wohnvierteln durch zahlungskräftigere Zuzügler verdrängt.

Seit einigen Jahren wird nun eben auch massiv gefeiert - unter dem Motto "Tanzen statt Seine werfen!" Man kann davon halten was man will. Ich als kritischer Betrachter der Stadt bin ambivalent eingestellt zu dieser Entwicklung, sage aber jetzt hier weiter nichts dazu. Think about it! Ist nur Tanzen die Lösung oder sind Steine nötig? Braucht es überhaupt eine Lösung? Für was eigentlich? Peace, Love & Unity.

Sonntag, 29. April 2012

Dong Xuan Center


Vergangene Woche waren wir in Vietnam. Ja, das geht. Ziemlich easy sogar, mit der Tram in etwa 40 Minuten glaube ich. Vietnam liegt in Berlin-Lichtenberg und heißt hier Dong Xuan. Auf einem Teil des Areals des früheren VEB (Volkseigener Betrieb; Rechtsform in der DDR) Elektrokohle Lichtenberg befindet sich seit sechs Jahren ein vietnamesischer bzw. asiatischer Handelskomplex.




Der Markt befindet sich heute in Form von vielen einzelnen Geschäften in mehreren neuen, langgezogenen Zweckbauten. Die Läden führen unterschiedlichste Produkte niedriger bis niedrigster Qualität. Es gibt endlos viele Kleider, es gibt Schmuck, Taschen, Reisegepäck, Frisöre (Haarschnitt für Herren 6 Euro), Lebensmittel, Imbisse. Auch Plastikblumen:






Aber warum eigentlich Vietnam? 1980 schloss die DDR mit der Sozialistischen Republik Vietnam eine Vereinbarung ab, welche Vietnamesen die Möglichkeit eröffnete, als Vertragsarbeiter in der an einem Fachkräftemangel leidenden DDR zu arbeiten. In der Folge wuchs die Zahl an vietnamesischen Vertragsarbeitern in der DDR auf etwa 60'000 Personen. Das klingt für heutige Verhältnisse nach nicht besonders vielen Menschen, aber in der DDR war nur 1 % der erwerbstätigen Bevölkerung ausländischer Herkunft. Die Genossen aus Vietnam stellten dabei die mit Abstand größte Ausländergruppe dar.

Heute ist der relative Anteil der Vietnamesen bezogen auf die Gesamtzahl ausländischer Ethnien in Berlin deutlich gesunken. Kein Wunder also, dass aus Dong Xuan zunehmend, so scheint es zumindest, Dong Ali wird oder Mohammed Xuan von mir aus. Das Warenangebot betrifft das aber vermutlich nicht wesentlich.

Besonders interessant an Orten wie dem Dong Xuan Center sind meines Erachtens denn auch die Eingebundenheit dieser Räume in internationale, (spät) kapitalistische Warenketten. Wie kommen die Waren in die Regale in Berlin-Lichtenberg? Und auch: Wie sauber (politisch korrekter: formell/informell) sind die Geschäfte hier? In den Medien wurde jedenfalls auch schon von einem Zentrum der vietnamesischen Mafia und des Menschenhandels berichtet. Wandelt man durch die Hallen merkt man davon natürlich nichts - außer der bemerkenswerten Feststellung, dass die Autos bei den Hinterausgängen teilweise doch der gehobenen Preisklasse angehören. Aber das bedeutet natürlich nichts; ein Geschäftsmann im schwarzen Porsche Cayenne könnte etwa auch - ohne das der Kunde das bemerkt - zehn einzelne und unterschiedlich gestaltete Geschäfte im Center besitzen. Oder aber sein Kapital stammt aus dem illegalen Zigarettenhandel in der ganzen Stadt und wird hier zwischen Berliner Plattenbauten herrlich sauber gewaschen. You never know.

Wie dem auch sei: das DXC ist ein interessanter und spezieller Ort, der viele Fragen in den Raum stellt - an dem man aber auch ganz entspannt die köstliche vietnamesische Küche geniessen kann.



Sieger wählen Babelsberg!


Gestern: das letzte SV03-Heimspiel der Saison gegen die Arminia aus Bielefeld. Anpfiff 13.30 Uhr, Temperatur im Schatten 26 Grad, wir in der Nordkurve - Fußball, Sonne und Bier. Abstand auf einen Abstiegsplatz zwei Punkte. Babelsberg erarbeitet sich einige Möglichkeiten zur Führung, doch es bleibt beim torlosen Remis zur Halbzeit. Dann Rauch:



Die Szenerie im Karli - himmlisch. Schaut euch das Grün  des Rasens an, die unverstellte Aussicht auf prächtige Bäume, die Fahne im Himmel. Das ist Fußballromantik.



Dann die Nachspielzeit und Fußballgott Makarenko tritt an. Ronaldo who?



Die Tribüne erbebt, die Tanzmusik erklingt, das Bier gibt es mittlerweile für einen Euro. Und mitten im Jubel fragt mich einer: "Hast du heute Abend schon was vor? Ich gehe an eine Mottoparty - als Ganzkörper-Kondom." Tanzmusik!



Irgendwann entführen zwei Spieler von Babelsberg einen Grill. Ist ja auch sinnvoll und wichtig!