Sonntag, 31. Oktober 2010

Terzo semestre

Inzwischen hat auch die Humboldt-Universität zu Berlin wieder den Studienbetrieb aufgenommen und ich studiere hier nun bereits im dritten Semester. Dieses Semester steht für mich insbesondere im Zeichen der Sprachen. Da ich in meinem Hauptfach Geographie kaum Veranstaltungen besuchen kann, studiere ich nun "hauptamtlich" Italienisch und Russisch. Ersteres lernte ich bereits früher in der Schule und repetiere es jetzt intensiv (6 Stunden pro Woche plus Hausaufgaben); das Ziel ist ein schönes Diplom zu Ende des Semesters. Russisch wiederum ist absolutes Neuland. Hier lerne ich zurzeit erstmals das kyrillische Alphabet vorwärts und rückwärts. Was soll man anderes machen wenn man die Buchstaben noch nicht kennt? Bei dieser Beschäftigung lerne ich solch herrliche Sachen wie die Tatsache, dass ein "B" als "W" ausgesprochen wird. Oder das "P" eigentlich "R" ist, wenn man genau hinschaut. Und "T" zwar wie im Deutschen ausgesprochen wird, jedoch in der Schreibschrift so geschrieben wird: "m"! Diese und andere Kuriositäten beschäftigen mich ebenfalls 4 Stunden pro Woche plus krampfhaftes Üben zu Hause.

In der Geographie werde ich in diesem Semester v. a. mit der Großsiedlung Gropiusstadt zu tun haben. Sie wurde ab den frühen 1960er Jahren im ehemaligen West-Berlin für 50´000 Einwohner gebaut und feiert bald ihren 50sten Geburtstag. Zu diesem Anlass untersuchen wir in kleineren, empirisch arbeitenden Projektteams verschiedene Aspekte und Themenbereiche im Zusammenhang mit dieser immens großsen Überbauung. Mein Thema wird möglicherweise ungefähr so lauten: Welchen Einfluss hat die spezifische Architektur auf die Nutzung der öffentlichen Räume in der Gropiusstadt?

Damit ich, jetzt wo die Tage wieder kürzer werden, genug Licht habe für diese universitären Vorhaben, habe ich mir nach Jahren der Dämmerung endlich eine richtige und ausserdem meines Erachtens überaus schöne Arbeitsleuchte gekauft. Es handelt sich um die englische Anglepoise Type75. Lovely, isn´t it?

Mittwoch, 27. Oktober 2010

C. G. Jung

Ich verstehe bedauerlicherweise kaum etwas von Psychologie. Jedenfalls nicht aus dem Ursprungsbereich der Alma Mater. Trotzdem interessiere ich mich selbstverständlich für das Verhalten des Menschen und dessen persönliche Entwicklung. Was lag also als Urlaubslektüre näher als die Autobiographie des berühmten Schweizer Psychologen C. G. Jung? Nichts, wie ich offensichtlich zu vermuten geneigt bin.


Der Titel dieses Buches ist "Erinnerungen, Träume, Gedanken von C. G. Jung"; es erschien zu Beginn der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, also zeitgleich mit dem bedauerlichen Ableben dieser höchst eindrücklichen Person. Zurzeit lese ich noch die letzten Kapitel. Aus spontanem Anlass der Freude über das Gelesene möchte ich einige allgemein verständliche Zeilen aus dem Kapitel "Über das Leben nach dem Tode" zitieren:

"Weder wünsche ich, noch wünsche ich nicht, dass wir ein Leben nach dem Tode hätten, und ich möchte auch dergleichen Gedanken nicht kultivieren; aber ich muss, um die Wirklichkeit zu Worte kommen zu lassen, feststellen, dass ohne meinen Wunsche und ohne mein Zutun Gedanken solcher Art in mir kreisen. Ich weiss nichts darüber, ob sie wahr oder falsch sind, aber ich weiss, das sie vorhanden sind und das sie geäussert werden können, falls ich sie nicht aus irgendwelchem Vorurteil unterdrücke. Voreingenommenheit behindert und beschädigt aber die volle Erscheinung des psychischen Lebens, das ich viel zu wenig erkenne, um es durch ein Besserwissen korrigieren zu können. Neuerdings hat die kritische Vernunft neben vielen anderen mythischen Vorstellungen auch die Idee des postmortalen Lebens anscheinend zum Verschwinden gebracht. Dies war nur darum möglich, weil die Menschen heutzutage meist ausschliesslich mit ihrem Bewusstsein identifiziert sind und sich einbilden, nur das zu sein, was sie selber von sich wissen. Jedermann, der auch nur eine Ahnung von Psychologie hat, kann sich leicht Rechenschaft darüber geben, wie beschränkt dieses Wissen ist. Rationalismus und Doktrinarismus sind unsere Zeitkrankheit; sie geben vor, alles zu wissen. Man wird aber noch vieles entdecken, was wir heute von unserem beschränkten Standpunkt aus als unmöglich bezeichnen. Unsere Begriffe von Raum und Zeit haben eine nur annähernde Geltung und lassen daher ein weites Feld relativer und absoluter Abweichungen offen. Aus Rücksicht auf solche Möglichkeiten leihe ich den wunderlichen Mythen der Seele ein aufmerksames Ohr und beobachte das Geschehen, das mir widerfährt, gleichgültig, ob es meinen theoretischen Voraussetzungen passt oder nicht. Leider kommt die mythische Seite des Menschen heutzutage meist zu kurz. Er kann nicht mehr fabulieren. Damit entgeht ihm viel; denn es ist wichtig und heilsam, auch von den unfasslichen Dingen zu reden. Das ist wie eine gute Gespenstergeschichte, bei der man am Kaminfeuer sitzt und eine Pfeife raucht."

Sonntag, 24. Oktober 2010

Life-Enhancing

1: "Building Bern" war ein tolles Geschenk meines Vaters gegen Ende letzten Jahres. Vor ein paar Tagen habe ich die Sammlung durch den zweiten Band "Zürich wird gebaut" erweitert und komplettiert. Diese beiden Büchlein zeigen architektonische Werke aus den beiden Städten, und zwar jeweils im Zeitraum 1990-2010.


2: Mit dem Herbst kommen bei mir auch die Kerzen. Deshalb habe ich diese meines Erachtens sehr schönen Kerzenständer gekauft und sie zum Kastanienbaum im Innenhof gestellt. Erhältlich sind die "Blomster" genannten Objekte bei IKEA.


3: Nur noch ein paar Tage läuft die Ausstellung der berühmten Fotografin und Kunsthändlerin Marianne Breslauer. Das Poster habe ich mir in der Berlinischen Galerie gekauft, i love it!


4: Zurzeit ist es für mich nicht einfach, den Samstagabend ausser Haus zu verbringen. Der triviale Grund dafür ist die Serie "Breaking Bad", welche immer ab 22 Uhr auf ARTE läuft. Die Frage ist bloss: "Willst du kochen?"


5: Doch nicht nur Serien produzieren können die Amerikaner. Auch singen. Drei meiner aktuell bevorzugten Bands sind Glasser, Dylan Leblanc und Twin Shadow. Check out their music!



Cityscapes: Berlin (Part 1)









Kaum etwas macht die Stadt Berlin bezüglich der weitläufigen Orientierung so stark aus wie der Solitär am Alexanderplatz. Die Fotos stammen von mir und Haruka aus Japan.

Montag, 18. Oktober 2010

Was hat Nivea mit Mercer zu tun?

Als ich kürzlich in der Heimat Urlaub gemacht habe, stellte sich mir nach nunmehr einem Lebensjahr in Berlin abermals die Frage: Was vermisse ich an Berlin wenn ich in der Schweiz bin? Dann habe ich lange studiert. Und nochmals von vorne angefangen. Klar, man kann vieles vermissen, zum Beispiel die liberalen Öffnungszeiten von Bars oder das immense Angebot an kulturellen Ereignissen. Aber entscheidende Dinge sind das nicht unbedingt für mich, jedenfalls nicht mehr - mit 22 Jahren hätte ich sicherlich noch anders argumentiert. Mir reichen eigentlich ein paar wenige aber qualitativ schöne Ausstellungen oder Konzerte. No need for the overkill. Schön ist es aber trotzdem, klar.

Was hingegen wirklich manchmal fehlt in Bern sind die folgenden zentralen Errungenschaften: a) Pils und b) in Flaschen! Klingt lächerlich. Aber die Bierkultur ist hier eindeutig viel weiter entwickelt. Schweizer Bier schmeckt im Allgemeinen wie Wasser. Deutsches Pils und Weizen hingegen ist herrlich.

Ferner fehlen in der Schweiz die günstigen Imbisse. Das beste Beispiel neben dem klassischen Döner ist der Burger. Ich schwöre in Berlin zählt Burger King zur untersten Schublade. Hier gibt es fantastische Burger (beispielsweise beim Burgermeister, Burgeramt oder auch Room 77) zu fairen Preisen. Generell bereitet mir das Thema Preise leider doch immer wieder Kopfschmerzen. Wieso kostet ein Haarschnitt hier 10 Euro und in der Schweiz über 40 Franken? Noch extremer sind die Unterschiede bei den Frauen: Auch sie bezahlen 10 Euro beim Frisör um die Ecke. Während für den Haarschnitt jedoch immerhin teilweise die gewaltigen Unterschiede bei den Lohnkosten aufgeführt werden können (P.S. Angestellte von Frisörsalons scheinen hier sklavenartig ausgebeutet zu werden), verhält sich die Preisgestaltung bei Pflegeprodukten noch merkwürdiger. Beispiel Nivea Deo for Men, der langweiligste Gegenstand der Welt. Im deutschen Supermarkt bezahlt der Kunde weniger als 2 Euro, in vergleichbaren Geschäften in der Eidgenossenschaft 6 Franken. Aha.

Ich muss deshalb mangels besseren Wissens zum Schluss kommen, dass die Schweiz einfach zu teuer ist. Diese Vermutung stützt auch die folgende Abbildung:

Wir sehen, dass zwei der drei untersuchten deutschen Städte ausgezeichnet abschneiden. Frankfurt und München erscheinen als urbane Schnäppchen. Lässt man den Blick endlos lange nach Osten schweifen, erblickt man kurz vor dem Einschlafen am Ende des Horizontes Zürich und Genf. Wen wundert diese relative Lage bei einem Preis von 6 Franken für ein Nivea Deo for Men? A propos: Berlin würde bezüglich Lebenshaltungskosten Frankfurt und München noch weit unterbieten und den Abstand zu den Städten der Schweiz noch majestätisch vergrössern.

Langer Rede kurzer Sinn: Preise runter, Pils rein, Burger auf den Rost. Dann grüssen Zürich und Genf in Zukunft strahlend von zuoberst:

P.S. Berlin wollen wir nicht unnötig schlecht machen. Die Stadt ist in vielerlei Hinsicht lobenswürdig, für Studenten bietet sie meiner bescheidenen Meinung nach sogar ein fabelhaftes Pflaster. Ich als Spiesser möchte die Erfahrung dann doch auch keines Falls missen!

Freitag, 15. Oktober 2010

Moderne Geodaten

Eric Fisher hat eine interessante Karte von Berlin erstellt. Sie zeigt, wer wo Fotos gemacht hat. Blau steht für Einheimische, rot für Touristen. Man sieht, dass sich die Mehrheit der Touristen an den klassischen Orten aufhält: Mitte entlang von Unter den Linden, Potsdamer Platz, Reichstag und City West. Einheimische fotografieren hingegen natürlich auch gerne in Friedrichshain oder Kreuzberg. Verständlicherweise...

Dienstag, 12. Oktober 2010

Cover of the Day

De-Bug ist ein Magazin aus Berlin, auf welches ich abonniert bin. Das Cover der aktuellen Ausgabe ist wieder einmal fantastisch! Das Foto stammt vom bedeutenden deutschen Fotografen Thomas Ruff und es zeigt eine Frau, die - meines Erachtens - deutscher nicht sein könnte. Herrlich. Auch die Webseite des Magazins bietet allerlei Trouvaillen zu elektronischen Lebensaspekten (z.B. Mixes etc.).

Wenn ich schon in wenig stoische Schwärmereien entgleite, möchte ich doch auch noch auf die Fotos von Tamara Lichtenstein und den klassischen Interiorblog Style Files verweisen. Gute Nacht.

Cityscapes: Tokyo







Die Fotos - aufgenommen von verschiedenen Fotografen - stammen von skyscrapercity.com.