Dienstag, 31. August 2010

Die Frage der Kunst

Ich habe heute Abend eigentlich nur noch eine simple Frage und dann geh ich zu Bett, ehrlich: Was ist denn nun eigentlich genau Kunst?


Picture: Untitled. Taken 2010 by Blomstre.

Montag, 30. August 2010

Das Killerschnitzel

Neulich, genau gesagt vor einer Woche, war ich im Restaurant Austria an der Bergmannstrasse in Kreuzberg. Nicht im wilden Ostkreuzberg sondern im schicken Teil des Bezirks im Westen. Ich wollte meinen Bruder dort auf ein Wiener Schnitzel einladen. Wie man sich wahrscheinlich unschwer vorstellen kann ist jedoch Schnitzel a priori nicht gleich Schnitzel. Klar, einige Merkmale sind dem Wiener Schnitzel selbstverständlich nicht abzusprechen, beispielsweise die Tatsache, dass es immer paniert auf dem Teller landet. Aber ich will hier jetzt nicht im Detail die Ontologie des Wiener Schnitzels erörtern. Nein. Erzählen möchte ich jedoch gerne, wie sich ein Abend im Austria ungefähr abspielen kann:

Es war einmal ein siegessicherer und adrett gekleideter junger Bursche. Er gilt gemeinhin als der Traum aller Schwiegermütter, kann aber auch anders. Wer ihn kennt weiss das. Wer ihm Vodka in die Mate kippt weiss es danach auch. Wie dem auch sei, vor dem Bestellen verkörperte er wie angedeutet eine an Arroganz grenzende Siegessicherheit:


Die Karte brauchten wir nicht. Man hat ja nicht ewig Zeit. Wir bestellten also dreimal das Wiener Schnitzel, davon einmal die 'Frauenportion' *räusper*. Der Held des Tages bestellte ausserdem, übermütig wie der Jungspund nunmal noch ist, einen kleinen gemischten Salat. Wie das so ist zwischen Schweizern und herrlichen Österreichern: der Kellner verstand kein Wort und brachte den Salat gleichzeitig mit dem Schnitzel. Vorher gab es immerhin ein schmackhaftes Ziper!

Dann kam das Kalb. Und dazu, auf dem Extrateller, der prächtige Gurkensalat. Der Junge konnte nun eine gewisse Vorfreude nicht verheimlichen:


Meine Wenigkeit wollte hingegen schon lauthals einen Fluch in Richtung des Kellners richten: "Wo ist bitte der Ärdapfelsalat, der Herr?" Nur in letzter Sekunde bemerkte ich zwischen den beiden Kalbshälften etwas hindurch schimmern. Ach ja, der Kartoffelsalat befindet sich natürlich vollständig unter (!) dem Schnitzel, wie kann man das bloss übersehen?

Die Schlacht konnte beginnen! Ich wurde beim Anblick der Speisen etwas gar proletenhaft und posaunte: "Ahhh geeeeil frässsä!" Die bürgerlichen Tischnachbarn schwankten wohl schon zwischen erquickendem Amüsement und innerlichem Erschaudern ab dem lästigen Pöbel. Egal.

Etwa nach der Hälfte des Schnitzels kam der Ober diabolisch grinsend angeschlichen: "Ja mai, schmeckts Euch?" Mein Bruder brachte nur ein schmatzendes "Ist der Wahnsinn!" über die Lippen. Daraufhin der Ober: "Gut Junge, weitermachen!" Einfacher gesagt als getan, und das wusste dieser Teufel. Nicht unpassend erwiderte mein Bruder daraufhin, während einer der seltenen Atempausen: "I muess Gas gä süsch hautis nid dürä!" Sagte es und ass noch schneller, damit ihn das Sättigungsgefühl nicht einzuholen vermochte. Cleveres Bürschchen!

Bald kam der inzwischen fliegende Österreicher wieder und fragte abermals nach: "Ist soweit alles tragbar?". Sehr charmant; denn um die Tragfähigkeit ging es nun allemal. Bei mir war Schluss: "Hey nei cha nüm he!" Mein Bruder und meine bessere Hälfte mit ihrer damenhaften Portion von nur einem statt zwei Killerschnitzel gingen derweil vor dem ungütigen Sättigungsteufel durch die Zielgerade. Heldenhaft. Das verdiente zweifellos eine von mir spendierte Runde Schnapps.

Zuerst waren wir jetzt aber in Kampfeslaune; sind ja auch störrische Bergmenschen, die lassen sich nicht so leicht entmutigen. Dem Kellner verging sein schelmisches Grinsen spätestens dann, als nicht nur Schnitzel und Salat meines ehrenhaften Bruders weg waren, sondern dieser jetzt auch noch breitbeinig und mit Zahnstocher zwischen den Zähnen einen Kaiserschmarrn bestellte. Sakrileg! Und obwohl es eine läppische Floskel sein mag: Wer zuletzt lacht, lacht halt doch am besten. Gesenkten Hauptes und sein kleinlautes Einverständnis murmelnd humpelte er davon. So schmecken Niederlagen.

Der Kaiserschmarrn für uns drei Musketiere war indes ebenso lecker wie davor die Hauptspeisen. Aber ob lecker oder nicht, der Schnapps musste trotzdem noch rein. Danach schleppten auch wir uns in die Dunkelheit davon. Wohlwissend, heute einen historischen Triumph gefeiert zu haben: Das Austria-Schnitzel war, bis auf einen bescheidenen Anstandsrest auf meinem Teller - moderne Helden in der Grossstadt zeigen auch in ihrer grössten Stunde eine Spur Manieren -, wie vom Erdboden verschluckt.

Freitag, 27. August 2010

Renate oben ohne!

Die letzten paar Tage war ich vorübergehend Teil eines fahrlässig akrobatischen Wanderzirkus! Das Ensemble, zusammengewürfelt aus einer Horde tollkühner Artisten aus der ganzen Welt, nennt sich auch 'Internationaler Berliner Hedonistenfeierei Kirkos'. Organisiert ist man als GmbH, wobei die Haftung absurd beschränkt ist. Egal. Die Spezialität dieser merkwürdigen Truppe ist übrigens sich selbst zu feiern.

Wir starteten unsere Berliner Tour in der Jacki Terrasse am Ufer der Spree. Die beiden Stars des Abends waren die Plattenjongleure Hunee und Finn Johannsen. Sie setzten den Fokus ihrer Darbietungen auf das filigrane Ballspiel mit farbigen, weichen, ja herzerwärmenden Discoperlen. Es war ein Hochgenuss, getrübt bloss durch den glücklicherweise kurzzeitgen und an eine deplacierte Clownerie erinnernden Einbezug von schrecklich unpassenden harten Bällen. Weil sich die sowieso schon dünn besetzten Zuschauerränge mit dem Hochfliegen der rauhen Jonglierkugeln noch weiter lichteten, nahmen die beiden Artisten die Eindringlinge ziemlich rasch wieder aus dem Spiel. Thank god. Nichts gegen Härte, ich will nicht falsch verstanden werden. Aber bitte alles zu seiner Zeit.

Am Samstag bespielten wir den Club der Visionäre. Über diese Manege besten Geschmacks bedarf es keiner weiteren Ausführungen. Nirgendwo im Berliner Stadtforst gefällt mir die Atmosphäre besser als hier. Ich habe noch nie ein trauriges Gesicht gesehen in den Reihen des prächtigen Publikums.

Sonntags dann kam die Zeit für den Auftritt der Wilden Renate, oben ohne versteht sich. Da die IBHK GmbH ein Zirkus ist, der gerne auch mal ohne Zelt auftritt, erwies sich die alte und stillgelegte Fabrik im gespenstischen Osten der Stadt als vernünftiger Schaurahmen:


Die Höhepunkte setzten nicht nur die Jünger der Wilden Renate, unter anderen DOP, ZIP und die zauberhafte Maayan Nidam, sondern auch die auf dem folgenden Schnappschuss erkenntlichen Zeitgenossen. Während die erstgenannten versuchten, mich mit Tierdressuren zu begeistern - was ihnen ehrlich gesagt nicht immer zu voller Zufriedenheit gelang, manchmal waren die Kunststücke etwas proletenhaft, was der Mehrheit des hedonistischen Publikums selbstverständlich nicht auffiel - bewiesen letztere in der Rolle filigraner Hüftakrobaten oder als in elegantes Weiss gehüllter und lässig sitzender Chefdompteur hohes Stil- und Klassenbewusstsein. So hebt man sich von den Vielen ab! Egal.


Ich wollte schon zurück in die sonntägliche Ruhe, da lief mir noch das verblüffendste 'Prick-Smile' der Stadt über den Weg. Erst beim zweitem Hinsehen durfte ich erleichtert feststellen, dass es sich bei diesem zirkuseigenen Zauberer um meinen extra angereisten Bruder handelte. Sein begeisterndster Zaubertrick? Neben dem 'Prick-Smile'? Er kriegt es auf magische Art und Weise hin, dass die Club Mate einfährt. What a trick, di**!


Egal. Den Abschluss der Tournee bildete ein Auftritt im Watergate, einem luxuriösen Chapiteau an der Oberbaumbrücke. An diesem Mittwoch wollten die Akrobaten von Vakant irgendetwas feiern, wahrscheinlich die Premiere einer neuen Show. Leider endete die Aufführung darin, dass die versammelten am Trapez hängenden Artisten einen stilistisch freien Fall erlitten. Das Trapez war meines Erachtens viel zu straff angebracht, schon von erster Minute an legten die Narren los als wären sie dem Teufel vom Karren gefallen. Erbärmlicherweise fanden jedoch viele der im Publikum anwesenden Freaks gefallen an diesem übermotivierten Tun; sie brachten dies mit absurden und an die Bewegungen von Schlangenmenschen erinnernden 'Party-Claps' zur Geltung. Ich hatte Mitleid und sah mir diese Szenerie nur bis gegen vier Uhr morgens an. Trotzdem: Das Watergate ist eigentlich ein nicht nur luxuriöses sondern auch stimmungsvolles Chapiteau. Wären die Künstler talentierter gewesen hätte ich sicherlich bis zum Sonnenaufgang verbleiben können.

Für die daheim Gebliebenen möchte ich nun an dieser Stelle noch einige gut gemeinte Verweise empfehlen.

Den Auftakt macht der besagte Berliner Discojongleur Hunee mit einer wunderbar kurios-entspannten Darbietung. Und zwar:
Hier!

Weiter geht es mit meiner aktuellen Lieblingsnummer von Magier Christopher Rau. Ein Fest für meine Sinne,
hier.

Der finale Akt stammt von SCB alias Scuba. Der ebenfalls in Berlin lebende Engländer ist zurzeit eine der schillerndsten Figuren auf dem Feld der elektronischen Akrobatik. Als Scuba prägt er die Entwicklung der Disziplin Dubstep voran, unter dem Alias SCB widmet er sich nun auch den in Berlin übermächtigen, gerade strukturierten Bewegungsabläufen. Berghain Techno Style! Interview und Show - live aus der legendären Panoramabar - gibt es
hier.

Montag, 16. August 2010

Cityscapes: Chicago






Die Fotos - aufgenommen von verschiedenen Fotografen - stammen von skyscrapercity.com.

Samstag, 7. August 2010

Trilogie des Tages

Der heutige Samstag in Berlin war nässlich-trübe; eine Tatsache, die mir ehrlicherweise ganz angenehm erschien. Schliesslich soll meine Aufmerksamkeit zurzeit zwei Studienprojekten gelten: der Abschlussarbeit unserer ermüdenden Exkursion in den Freistaat Sachsen und einer Hausarbeit über die aktuellen Muster sozialer Segregation in Berlin sowie der historischen Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieser Segregationstendenzen. Als Student gehört es jedoch zu den zu erwerbenden Grundkompetenzen, mit Wartezeiten, zum Beispiel auf geistige Regungen der Kommilitonen oder Dozenten, sinnvoll umgehen zu lernen. Diese Kompetenz habe ich mir, so wage ich zu behaupten, im Laufe der Jahre zur Meisterschaft angeeignet. Mir ist offen gesagt nie langweilig. Die Trilogie der Gegenstände, welche mich nun an eben diesem grauen Nachmittag erquickte, ist die Folgende:


Club-Mate ist ein Erfrischungsgetränk mit Extrakten aus der südamerikanischen Matepflanze. Fast zehn rückblickend verschwendete Monate musste ich in Deutschland leben, um dieses magische Gebräu schlussendlich im verfallenen Leipzig vorgesetzt zu bekommen. Eine Erbärmlichkeit! Dabei gibt es, wie die mir gänzlich unbekannte Medien WG trefflich formuliert, „ein paar Sachen, die bei der Gewöhnung an Club Mate immer wieder zu beobachten sind: Beim ersten Schluck guckt jeder erstmal so, als würde er grübeln, warum Dresden eigentlich Landeshauptstadt von Sachsen ist (…).“ Mit anderen Worten: Der erste Schluck irritiert selbst den weisesten Grübler. Die „Gewöhnungszeit liegt aber etwa bei der zweiten Flasche. Danach ist man abhängig von der Soße.“ Veredeln lässt sich die ‚Soße‘ ganz entschieden und empirisch geprüft mit klarem Wodka. Nur ist diese Veredelung etwas, was man meines Erachtens im Unterschied zu Gin Tonic, den zu geniessen schon mittags empfehlenswert sein kann, erst nachts im Club angebracht ist; beispielsweise wenn Wavves aus Kalifornien den Rhythmus vorgeben. Er passt dann, um es etwas vulgär aber dennoch präzise auszudrücken, ‚wie die Faust aufs Auge‘.

Noch besser schmeckt Club-Mate dann, wenn gleichzeitig Bethany Cosentino von Best Coast ihre sonnigen Songs zum Besten gibt. Ihr erstes, kürzlich erschienenes Album ‚Crazy For You‘ ist wahrscheinlich – noch knapp vor Wavves – die vorzüglichste musikalische Erfahrung, die ein geschmackvoller Erdenbürger in diesem Jahr machen kann. Schon das Berliner Konzert der Band aus Los Angeles war eine Offenbarung für ein einfältiges aber gegenüber kalifornischen Harmonien offenes Gemüt wie mich. Und das Album steht diesem Erlebnis in nichts nach: Schon beim ersten Hören will und kann man die Songs nach halber Spieldauer mit Inbrunst mitsingen! Ich muss deshalb unumwunden gestehen: Als die Scheibe von Best Coast nach meiner Exkursionsrückkehr aus Leipzig fein verpackt im Briefkasten lag, hat mir Bethany nichts weniger als das Leben gerettet. Übrigens ist es von bemerkenswerter Auffälligkeit, dass meine drei aktuellen Lieblingsbands – die Local Natives, Wavves und Best Coast – allesamt in Kalifornien wirken. Es lässt sich daraus leicht resümieren: West Coast is Best Coast!

Vervollständigt wird die samstägliche Trilogie durch eine Kreatur mit dem abscheußlichen Namen Garp…

Dienstag, 3. August 2010

Cityscapes: Singapur






Die Fotos - aufgenommen von verschiedenen Fotografen - stammen von skyscrapercity.com.

Cityscapes: Mockba







Die Fotos - aufgenommen von verschiedenen Fotografen - stammen von skyscrapercity.com.