Erster Blogpost seit Ewigkeiten? In der Tat, und das mit gutem Grund. Wir leben jetzt zwar seit knapp zwei Wochen in der deutschen Hauptstadt, aber Internetzugang haben wir noch keinen. Nach einem internationalen Umzug stehen nämlich nicht wenige Dinge an, welche der akademische Immigrant erledigen muss… Zum Beispiel Internet- und Telefonzugang: Im Gegensatz zu Helvetien, wo man üblicherweise zwischen zwei, vielleicht drei Anbietern auswählt, stehen dem Surfjunkie hier etwa gleich viele Anbieter zur Auswahl wie Ost-Berlin seinerzeit stramme Kommunisten zählte. Mit anderen Worten: Viele Anbieter. Wo sich dabei der Spreu vom Weizen trennt ist für Laien wie unsereins kaum auszumachen. Hat man dann schlussendlich eine Wahl getroffen, nehmen sich die Herrschaften auch noch grosszügig Zeit, bis der Anschluss dann auch wirklich funktionstüchtig ist. Mir jedenfalls ist der Geduldsfaden gerissen, ich schreibe – immerhin genüsslich einen Milchkaffee trinkend – aus einem WLAN-Café. Das Gute daran (Denkblase: *Es gibt immer zwei Seiten der Medaille, nicht wahr?*)? Der Spass kostet mit Flatrate im Internet und Telefonaten auf Festnetze in allen möglichen europäischen Ländern faire 25 Euro im Monat.
Wo wir schon bei den Preisen sind, muss ich einfach doch noch auf die zwar alte aber dennoch eindrückliche Leier des Preisniveaus zu sprechen kommen. Gelangweilte überspringen diesen Abschnitt oder öffnen sich ein schönes, kühles Bier, damit die Lektüre erträglicher wird. Es ist nämlich so: Einiges, um nicht zu sagen das meiste, ist hier herrlich günstig wenn man als Tourist oder Quasi-Tourist anreist und nicht von Hartz IV lebt. Einge Fallstudien: Herrliche Currywurst mit Brötchen? 1.40 und man ist am Start. Subway Sub (Kult!) des Tages? 2.49 und man beisst nicht auf Granit, sondern in herrliches Chicken Fajita mit Feta und anderen Köstlichkeiten. Doch auch in gehobenen Speiselokalen, wie beispielsweise der wärmstens empfohlenen Gendarmerie in Mitte, isst man ein sättigendes Wienerschnitzel vom Kalb mit vorzüglichem Kartoffelsalat für vernünftige 20 Euro oder so. Bei einem Vergleich mit der Schweiz ein eindeutiger K.O.-Sieg – und zwar spätestens in der dritten Runde nach einseitigem Kampf. Auch ein Besuch beim Coiffeur wird mich etwas zwischen einem Drittel und der Hälfte dessen kosten, was ich bei den Halsabschneidern in der Alpenrepublik zahlen würde. Löbliche Ausnahme: Ali aus Syrien in der Wallgasse in Bern. Dieser Held unserer Tage schneidet dem Herrn die Haare für sagenhafte 18 Franken und ist darüber hinaus ein echt feiner Kerl. Egal, zurück zum Geschäft – Zeit ist Geld.
Ich will jetzt hier nicht stundenlang Preise vergleichen. Dennoch möchte ich zum Abschluss nochmals auf die „Kehrseite der Medaille“ zurück kommen. Die Organisation gewisser Dinge läuft in Berlin nämlich andererseits schon deutlich weniger effizient als andernorts. Auch dies soll anhand eines prägnanten Beispiels verdeutlicht werden: Als nicht EU-Bürger benötigen wir eine Aufenthaltserlaubnis zu Studienzwecken. Ähnlich, wie wenn man als Student nach Tansania fährt, zum Beispiel. Wir fuhren deshalb zur Ausländerbehörde. In weiser Voraussicht hatten wir keinen Kaffee getrunken. Weshalb diese Vorsichtsmassnahme? Koffein macht wach. Ein wacher Zustand ermöglicht rationelleres Denken. Ohne Koffein lässt sich der Halbzustand zwischen Schlaf und fortgeschrittenem Reflektieren über die Umwelt länger halten, mit Glück einige Stunden lang bis in die Mittagszeit. Was tut man also, wenn man an einen Ort fahren muss, an welchem zahlreiche Gefahren lauern (Anmerkung für jene, die sich auch noch in eben diesem Halbzustand befinden: Gemeint ist die Ausländerbehörde in Berlin)? Man verzichtet auf Kaffee und hält so die Nerven ruhig und das Denken im Standby. Den Grund brauche ich nicht zu beschreiben, das folgende Foto ist selbsterklärend.
P.S. Die drei bis vier investierten Stunden waren umsonst. Der Beamte erklärte uns, als wir schlussendlich in seinem Büro waren, dass er uns heute aufgrund des grossen Andrangs keine Aufenthaltserlaubnis mehr ausstellen könne. Er könne heute nur beraten. Ich hätte ihm daraufhin – wenn er mir ehrlich gesagt nicht so Leid getan hätte – auch gerne eine kostenlose Beratung offeriert…