Mittwoch, 18. November 2009

Plattenland

Gestern habe ich mich mit Varianzanalyse und verwandtem Firlefanz beschäftigt. Nach einigen Stunden - optimistisch formuliert - begann sich über meinem Kopf eine gräuliche Rauchwolke zu entwickeln. Gleichzeitig fühlte ich in meinem schlaffen Haupt eine unangenehm aufsteigende Hitze. Als ich dann vor den Spiegel trat, das Böse in Erwartung, begegnete mir eine Gesichtsröte, die in ihrer Intensität an das Rote in der japanischen Nationalflagge erinnerte. Jetzt wusste ich: Raus hier!

Spontan entschied ich mich zu einem ostalgischen Ausflug. Das Wetter war mies, der Kopf heiss - ich brauchte Symmetrie fürs Auge und Abkühlung fürs Gemüt. Was lag also näher als ein Sven Weisemann Mix im Ohr und eine Fahrt nach Berlin-Marzahn? Schon lange wollte ich unbedingt mit der S-Bahn gen Osten fahren, hinein in eine sozialistische Stadtstruktur mit endlosen Platten am grauen Horizont.

Die Gegend war genau so wie ich sie mir in meinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Vor dem Fenster der S-Bahn tauchten ganze Armeen von 11-stöckigen Platten hervor, dazwischen brache Wiesen und das herrlich brutale 'Eastgate'-Einkaufszentrum. Ein wunderbarer Gegenentwurf zum glamourösen 'Westside' in Bern. Übrigens: Eine Quelle, den Namen habe ich leider vergessen, hat geschrieben, dass der Leerstand der Wohnungen in Marzahn in den letzten Jahren immerhin von 17 auf zirka 7 Prozent gesunken sei. Nicht zuletzt aufgrund massiver Finanztransfers in die östlichen Aussenbezirke von Berlin wie ich anzunehmen geneigt bin.

Bei meinem Spaziergang sind dabei auch ein paar anonyme Fotos entstanden: