Freitag, 25. Juni 2010

Das grosse L

Schweizer, Landesgenossen - es ist Zeit für das grosse, fette L auf der Stirn. L für "Liebe"? L für "Leidenschaft"? L für "lupenrein"? Leider nein. L für "Looooser". Und wer es ganz unmissverständlich mag addiere noch das auf dem linken Kopf ersichtliche Symbol. Doppelt genäht hält bekanntlich besser. Es ist herrlich wenn man die Kür läuft und die Pflicht vergisst. Eigentlich massiv stilvoll. WM adieu! Auf geht's Deutschland. Ich habe fertig.

Montag, 21. Juni 2010

"Short" in Fussball

Wie kann man das tiefe Niveau einer Fussball-WM zu seinem eigenen Nutzen entwickeln? Indem man in der gewonnen Zeit - viele Spiele schaue ich mir erst gar nicht mehr an oder ich schalte den Ton nach den ersten zehn erbärmlichen Spielminuten aus - zu einem spannenden und lehrreichen Buch greift. Ein solches ist meiner Meinung nach das neue Werk des Amerikaners Michael Lewis:


In diesem bisher nur auf Englisch erschienenen "Thriller" beschreibt Lewis auf spannende und, wenn man die Komplexität des Themas berücksichtigt, verständliche Art und Weise die Entstehungsgeschichte der vor allem auf dem US-Immobilienmarkt beruhenden weltweiten Finanzkrise von 2008. Erfreulicherweise schildert er die Geschichte aus der Perspektive einzelner involvierter Akteure; Akteure, welche die Krise kommen sahen und damit ein Vermögen erwirtschafteten. Eine lesenswerte Rezension und inhaltliche Zusammenfassung dieses empfehlenswerten Buches gibt es hier auf der Webseite der ZEIT.

P.S. Ich bin spätestens seit dem heutigen Spiel der Schweizer gegen Chile "short" in dieser WM!

Samstag, 12. Juni 2010

Endlich Tshabalala

Endlich wieder WM! Endlich Tshabalala. Beim Anpfiff und Einblenden der Mannschaftsaufstellung dachte ich: Jede WM bringt ihre neuen Stars hervor. Wenn heute einer Kultpotenzial hat, dann muss es der Angreifer der Kaizer Chiefs sein - mit einem solchen Namen sind nicht alle gesegnet... Wie habe ich gejubelt, als er das erste und sicherlich eines der schönsten Tore des ganzen Turniers erzielte. Fantastisch!

Grund zum Jubeln gibt es aber sowieso reichlich. Das Wetter war in den vergangenen Tagen hochsommerlich. Gestern startete ich den Tag deshalb mit einem Bad im coolen Badeschiff auf der Spree! Ab 8 Uhr morgens geöffnet, finden hier auch sehr regelmässig Sundowner-Parties mit DJs statt. An den kommenden Sonntagen zum Beispiel mit dem Berner Dimlite und danach mit Bugge Wesseltoft & Henrik Schwarz. Selbstverständlich kann man hier auch Fussball "kiecken".

Nachmittags oder am Abend dann bieten sich zwecks Pflege der Fussballkultur Besuche im Kiki Blofeld oder im Garten des about:blank an. Grossleinwände, Grillstände, herrlich kühles Flaschbier, Spreesicht, Sand unter den Füssen... Paradiesische Zustände! Auch die Bar25 wäre ein Kandidat. Allerdings habe ich munkeln hören, dass der Eintritt strenge zehn Euro kosten würde! Erstaunlich für einen Zwischennutzer an der Spree, insbesondere bei einem Slogan wie "Spreeufer für alle" und so. Aber bevor man bösartige Gerüchte in die Welt setzt kontrolliert man besser selbst.

Bei uns auf dem Dach sah Berlin vorgestern so aus:

Noch ein paar aktuelle Anspieltipps für die heimische Grillparty auf dem Balkon oder im Garten:

1) Surfer Blood - "Astro Coast" (Toller US-Indie-Pop!)
2) Connan Mockasin - "Please Turn me into the Snat" (Entspannte Psychedelica)
3) Konono No. 1 - "Assume Crash Position" (Africa!)

Mittwoch, 2. Juni 2010

Stadterneuerung: Kopenhagen Part 2

Schlussspurt: Fünfter und definitiv letzter Blogpost heute. Inzwischen läuft Falty DL und ich gönne mir ein leckeres Lübzer Pils, mein, man könnte sagen, Hausbier erster Wahl.

Stadterneuerung gibt es natürlich nicht nur an zentralsten Lagen, sondern auch etwas weiter vom Kern einer Stadt entfernt. Meist sinkt damit möglicherweise das Niveau, nicht jedoch in Kopenhagen. Doch beginnen wir erstmal in Schweden, auch kein schlechter Ort.

Seit fast zehn Jahren gibt es nun die knapp acht Kilometer lange Öresundbrücke, welche Dänemark und Schweden verbindet. Auf dem oberen Level verkehren die Autos, unten rauscht die Bahn über das Meer. Ein immer wieder herrliches Erlebnis! Nach kurzweiliger Fahrt erreicht man den neuen Vorort von Kopenhagen, Malmö. Weil das Preisniveau hier tiefer ist, leben Erzählungen zur Folge seit der Eröffnung der Mammutbrücke etliche Dänen hier in der grössten Stadt von Skane. Umgekehrt arbeiten natürlich auch viele Schweden in Kopenhagen. So weit ich gehört habe, ist die Vernetzung in der Öresundregion nach anfänglichem Zögern nun schon ziemlich gross.

Ich würde natürlich bevorzugt in Kopenhagen residieren. Es sei denn, ich hätte eine Wohnung im unten doppelt abgelichteten Turning Torso von Santiago
Calatrava. Das geschwungene Hochhaus von 2005 zählt 54 Stockwerke und 190 Meter an Höhe. Der Turm ist das Zentrum des ansonsten wenig spektakulären neuen Wohngebiets Västra Hamnen - ebenfalls ein ehemaliges Hafenareal wie der Name unschwer verrät. Super war jedeoch das Lunch Buffet im zugehörigen Restaurant Torso Twisted. Für läppische 79 schwedische Kronen erhielten wir in stilvollem Ambiente Salat, Suppe, Köttbullar mit Beilagen, kalte Getränke und heissen Kaffee. Nice one! Ich musste spontan jubeln.



Trotzdem, ein paar Stunden Malmö reichen vollkommen - ausser man wohnt im Turning Torso oder gedenkt sich die schwedische Nacht um die Ohren zu schlagen, dann empfiehlt es sich auch mal ein bisschen länger zu bleiben, beispielsweise in der angenehm uncoolen Disko Etage auf der Tanzfläche mit schwedischer Volksmusik.

Zurück in CPH, auf der Strecke von Malmö ins Zentrum der dänischen Hauptstadt, liegt ein weiteres von zahlreichen Stadterneuerungsgebieten: Sluseholmen. Hierbei handelt es sich um eine Kanalstadt nach vermutlich holländischem Vorbild. Die allermeisten Gebäude haben direkte Wasserlage und werden durch Brücken miteinander verbunden. Hier wird bei architektonischer Vielfalt eine urbanistische Einheit gesucht und auch gefunden. Will heissen: Der Stil von Sluseholmen ist sehr homogen, die einzelnen Häuser wurden, innerhalb der Rahmenbedingungen, jedoch von den verschiedensten Architekturbüros geplant. Eine letzte Anmerkung: Hier glückte sogar der Erwerb einer Flasche Wasser, und zwar in einer Filiale der sehr schönen dänischen Supermarktkette Irma. Ich frage mich: Wenn schon Aldi und Lidl in der Schweiz, warum dann nicht auch Irma?

Zum Abschluss jetzt noch eine Würdigung von Kopenhagens Norden. Die meisten Stadterneuerungsgebiete befinden sich zentral oder tendenziell südlich. Ein besonders elegantes Gebiet - hier liegt auch der 'Kongelig Dansk Yachtklub' - befindet sich jedoch im nördlichen Hellerup auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Brauerei Tuborg. Zu den ansässigen Firmen gehören die Saxo Bank, PriceWaterhouseCoopers, Horten, Microsoft und Deloitte. Dementsprechend 'upscale' sind auch die Wohnhäuser! It's lovely out there.


Wie das letzte Foto veranschaulicht, ist der Tuborghavnen jedoch noch nicht fertig gestellt. Womöglich eine Folge der weltweiten Finanzkrise? Gut möglich, denn in Kopenhagen wurde in den Jahren vor der Krise zirka 14'000 neue Wohnungen erstellt!

Peace.

Stadterneuerung: Kopenhagen Part 1

So, bin zurück aus dem Wedding und hab's überlebt. Es gilt keine Zeit zu verlieren, auf geht's mit dem vierten Blogpost zu Kopenhagen an diesem Tag. Dazu der frische XLR8R-Podcast von Teebs aus Los Angeles und die Energie fliesst. Left Coast is Best Coast! 'Hip-Hop' kann so gut sein.

In diesem Blogpost möchte ich nun den Fokus von der Stadterweiterung zur Stadterneuerung wechseln. Dieser Bereich scheint mir sowohl in Kopenhagen als auch in wahrscheinlich allen europäischen Metropolen mit alten Hafengebieten noch deutlich wichtiger als die Stadterweiterung auf der grünen Wiese.

Starten wir mit dem zentralen Bereich Skandinaviens kosmopolitischster Stadt. Kopenhagens Binnenhafen war früher - wie in Hamburg - ein sehr betriebsamer Handelsplatz. Gegen Ende 60er Jahre war aber bereits der Grossteil des Verkehrs in die tieferen Gewässer der Gütercontainerterminals ausserhalb der Stadt verlagert worden, ein für europäische Hafenstädte durchaus typischer Prozess. So verlor der alte Hafen seine ursprüngliche Funktion und musste mit neuem Leben gefüllt werden.

Im Innenstadtbereich Kopenhagens hat man deshalb gleich zwei, nein eigentlich drei 'Leuchtturm'-Projekte am alten Hafen errichtet. Erstens den 'Black Diamond', eine schwarze und sehr elegante Bibliothekserweiterung, auf die ich hier nicht mehr näher eingehe. Zweitens die auf dem folgenden Foto abgebildete neue Oper von Henning Larsen. Meine Gastgeber in Kopenhagen sprachen diesbezüglich vom 'Grill', denn die Frontfassade sieht mit ihrer horizontalen Gliederung in der Tat aus wie ein Grill. Es ist nicht verwunderlich, dass dieser Bau mit seiner Ausführung und seiner prominenten und weit sichtbaren Lage geteilte Meinungen provoziert. Ich für meinen Teil finde die Oper durchaus gelungen, auch wenn ich leider nicht im Innern des Gebäudes war. Dies verweist gleichzeitig auf einen nicht von der Hand zu weisenden Nachteil dieses Baus für die etablierte Oberschichtenkultur hin: die Oper liegt auf derjenigen Seite des Wassers, die für viele - einschliesslich mich - nicht sonderlich bequem erreichbar ist. Man hat zwei Optionen: eine halbe Stunde Busfahrt mit enormem Umweg oder die Fahrt mit einem Wassertaxi.

Der dritte und letzte neue 'Leuchtturm' im zentralen Hafengebiet ist der Neubau des Schauspielhauses von Lundgaard & Tranberg, ersichtlich auf dem unten folgenden Foto. Gemäss 'werk, bauen + wohnen' (Ausgabe 10/2008) wird Architektur in Dänemark bis heute durch eine Schlichtheit und Nüchternheit charakterisiert, die der puritanischen Ethik entspricht und auf dem klassizistischen Erbe aufbaut. Mindestens im Falles des Schauspielhauses dürfte diese Aussage sehr wahr sein.


Setzt man die Stadtwanderung fort gegen Süden, erreicht man die Gebiete Havneholmen und Havnestaden. In Havnestad liegen u. a. die unten ersichtlichen Wohngebäude Gemini (rechts, von MVRDV / JJW Arkitekter) und Wennberg Silo (links, von Tage Lyneborg Tegnestue). Beide waren einmal Silos der 'Soya Bean Cake Factory'. Im Wennberg werden die Wohnungen, so habe ich munkeln hören, auf Mietbasis vergeben. I want one!

Direkt gebenüber der Silos liegen auch auf Havneholmen herrliche Wohnungen vor malerischer Kraftwerk-Kulisse. Hier gibt es zudem, einfallsreich wie immer, auch Büros und das sehr grosse Einkaufszentrum Fiskertorvet. Ich bin überzeugt die haben einen besonders einzigartigen Ladenmix. Witz komm raus! Was mich aber wirklich stört ist die Tatsache, dass es sowohl hier als auch in Hamburgs HafenCity unglaublich schwierig ist, eine simple Flasche Wasser zu kaufen. Wie wär's mit ein paar kleinen, einfachen Geschäften oder einem Kiosk? Unrentabel nehme ich an. Naja, hinziehen würde ich trotzdem.

Stadterweiterung: Örestad Kopenhagen - BIG

Über Örestad habe ich bereits einiges an Worten verloren. Ich möchte mich nun jedoch nochmals diesem neuen Stadtteil und Laboratorium Kopenhagens zuwenden, und zwar in Erscheinung dreier wirklich experimentell anmutender Bauwerke des Architekturbüros BIG.

BIG steht für Bjarke Ingels Group und ist ein junges dänisches Architekturbüro. Auf dem Foto unten sieht man rechts das 'BIG House'. Es liegt, gemeinsam mit dem links daneben liegenden Gebäude, isoliert vom Rest Örestads zwischen noch unentwickeltem Baugebiet und südlich angrenzenden Kuhwiesen. Schön.


Das 'BIG House' erstreckt sich mit seinen zirka 500 Wohnungen über zwei Rasterfelder - aus dieser räumlichen Grundlage entsteht Örestad - und bildet mit seinen zwei Hofräumen, grossen zentralen Gemeinschaftseinrichtungen und einem inneren Erschliessungssystem praktisch einen eigenen Stadtteil. Die Infrastruktur von öffentlich zugänglichen Wegen und grünen Dachlandschaften wird in das städtische System integriert. Am Südrand der bewohnten Unendlichkeitsschlaufe, Blickrichtung Vieh, wird zudem ein See angelegt werden. Auf dem Bild unten liegt er zurzeit noch trocken.

Weiter im Norden von Örestad liegen die beiden anderen Gebäude von BIG. Das eine heisst 'der Berg'. Lächerlich aus Sicht eines Bergbauern wie mir. Aus flacher dänischer Sicht hingegen ist die Bezeichnung durchaus vertretbar, wie das Foto unten verdeutlicht:

In diesem coolen Gebäude dient nur ein Drittel des Raumprogramms dem Wohnen, der Rest ist fürs Parkieren reserviert. Hinter den südöstlich ausgerichteten Wohnungen mit ihren schwebenden Gärten befindet sich ein mehrstöckiges Parkhaus. So können 'Berg'-Bewohner mit dem Auto bis ins zehnte Stockwerk vor die Wohnungstür fahren. Schön. Das dritte und letzte Projekt sind schlussendlich die 'VM-Häuser'. Es sind dies zwei charakteristisch geknickte Blöcke mit bemerkenswert abartigen Balkonen und 80 (!) verschiedenen Wohnungstypen auf bis zu drei Etagen.

Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich wahrscheinlich für eine mehrstöckige Wohnung im oben abgebildeten 'VM-Haus' entscheiden. Die Balkone sind einfach Kult. Andererseits, ein eigener kleiner Garten im sagen wir 7. Stock des 'Berges' wäre auch nicht unpassend...
Mehr Bilder und Informationen zu den Gebäuden von BIG hier auf ihrer Webseite. Ich muss jetzt zu einer Exkursion in den Wedding.

Stadterweiterung: Örestad Kopenhagen

Örestad ist ein neuer Stadtteil auf der Insel Amager im Süden Kopenhagens. Es ist das erste grössere 'Public-Private-Partnership' der Stadtplanung in Dänemark. Örestad bildet dabei nicht bloss eine Erweiterung zur schnell wachsenden dänischen Hauptstadt, sondern war und ist ebenso ein Laboratorium für die Stadt der Zukunft. "Der neue Stadtteil soll eine Infrastruktur auf Weltklasseniveau mit einem funktionstüchtigen, öffentlichen Verkehrssystem, einer durchdachten Parkplatzpolitik, direkter Anbindung an die wichtigsten Naherholungsgebiete und eine zusammenhängende Stadt-, Raum- und Landschaftsplanung aufweisen sowie hohe Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit erfüllen"; wissen die Leute vom renommierten Magazin 'werk, bauen + wohnen' (Ausgabe 10/2008 zum Thema Kopenhagen).

Beim oben angesprochenen Verkehrssystem ist in erster Linie Kopenhagens brandneue Metro zu nennen. In den vollautomatischen, führerlosen Zügen erreicht man vom historischen Zentrum kommend zuerst den nördlichen Rand von Örestad. Die Metro verkehrt hier als Hochbahn und fährt beispielweise am unten ersichtlichen blauen Konzerthaus von Jean Nouvel vorbei.



Ebenfalls im Nordteil liegt das wahrscheinlich gelungenste Studentenwohnheim der Welt, das Tietgencollegium von Lundgaard & Tranberg. Es bietet Unterkunft für 360 Studenten und ist in Wohngruppen mit jeweils 12 Wohneinheiten und je einer Wohnküche und einem Wohnzimmer gegliedert. Im Erdgeschoss gibt es auch Studier-, Musik- und Partyräume sowie ein Computercafé. Die Aussenfassade zeigt die Fenster der Wohneinheiten. Zum grünen Innenhof hin liegen die Küchen, Wohnzimmer und privaten Terrassen der Wohngruppen. Das Tietgencollegium ist auf den beiden folgenden Fotos abgebildet; im Letzteren hinter einem riesigen Wohngebäude mit mehreren überdachten Durchgängen.



Im Mittelteil von Örestad liegt die futuristische, kalt anmutende City. Hier befindet sich u. a. das meines Erachtens nicht gerade sehr gelungene Einkaufszentrum Field's und ein erst teilweise erbauter Cluster von eleganten, kühlen Hochhäusern. Gruppiert um den S-Bahnhof Örestad liegen hier Niederlassungen internationaler Konzerne. Sie profitieren von der unmittelbaren Nähe zum Flughafen Kastrup. In wenigen Minuten ist man mit dem S-Tog zudem im Herzen Kopenhagens oder - via High-Speed-Öresundbrücke - in Schweden. Es gibt jedoch nicht nur Büros, sondern auch zahlreiche Wohngebäude:


Ganz im Süden des neuen Stadtteils, nachdem man ein noch unentwickeltes Feld überquert, erreicht man die Endstation der Metro: Vestamager. Die beiden hier errichteten Wohnbauten - eine ist unten ersichtlich, die andere folgt in einem weiteren Blogpost zu Häusern von BIG in Örestad - bieten Aussichten auf liebliche dänische Landschaften mit herrlichen Kühen. Hier grenzt futuristische Stadt kontrastreich an Landwirtschaft, ähnlich wie in Bern-Brünnen, welches beträchtliche Parallelen zu Örestad aufzeigt.

Die hervorragende Website CPHX liefert weitere Ansichten und Informationen zu neuer Architektur in Kopenhagen.

I love CPH!

"Your arrival at Kastrup airport will tell you a lot about Copenhagen: it's impeccably designed and impossibly efficient, yet maintains an unflustered air. The standard of living is said to be higher here than in any other capital city, yet life expectancy is, perversely, among the lowest in Europe. The reason for this is that the Danes know how to live, in all senses of the word. Not only do they design handsome buildings, but they eat, drink and inhale with great enthusiasm." Hand aufs Herz, die Leute in der Redaktion der Wallpaper City Guides kennen die Wahrheit.

Letztes Wochenende haben wir eine privat durchgeführte - die Uni bietet leider keine entsprechenden Exkursionen - Studienreise nach Kopenhagen durchgeführt. Wir wollten die Stadt und insbesondere deren neue Architektur erkunden; nach Hamburg die zweite und nördlichste Perle im (meine Hypothese!) geheimen Band einer fabelhaften Städtetrilogie von Amsterdam über Hamburg nach Kopenhagen.

Ich will hier nun nicht zu weit abschweifen sondern bloss ein paar vergleichende Punkte zwischen Kopenhagen und meiner Homebase Berlin aufführen:

1) Eine halbe Stunde nach Ankunft am zentralen Kongens Nytorv wähnte ich mich bereits im Einkaufsparadies. Urban Outfitters, WoodWood, Illums Bolighus, Hardware... In einer Stunde sehe ich hier so viele schöne Geschäfte wie in Berlin in einem halben Jahr nicht.

2) Kopenhagen hat, wie Hamburg und Amsterdam, das Wasser vor der Haustür. Die Fotos zeigen den Nyhavn sowie einen Kanal im herrlichen Christianshavn. In Berlin läuft man Gefahr, die wenigen zentralen Flächen mit Wasseranstoss unsäglich zu verschandeln.


3) Das Badeschiff auf der Spree in Berlin ist super. Aber die Badeanstalten in Kopenhagen sind nicht weniger fantastisch. Das Foto unten zeigt beispielsweise das Seebad von White Arkitekter im Stadtteil Kastrup.

4) Dänisch ist eine herrliche Sprache, insbesondere das Wort 'bagage', Gepäck!
5) Der Flughafen in Kopenhagen ist der wohl einzige Flughafen der Welt, den ich freiwillig und mit Freude möglichst lange vor dem geplanten Abflug aufsuchen würde. Ich würde sogar ohne einen Flug gebucht zu haben nach CPH fahren. Es ist dort schöner und gemütlicher als in manchem Wohnzimmer. Schönefeld hingegen ist eine Schande.
6) Andererseits: Berlins Fast Food Nummer 1, der Döner, ist dem allgegenwärtigen Pölser - okay, das Wort ist Kult (!) - vorzuziehen.
7) Die Preise sind in Kopenhagen einfach übel hoch. Nach ein paar Tagen spätestens beginnt man Berlin diesbezüglich zu vermissen. Und auch die legendären Spätkauf-Läden sind ein erheblicher Standortvorteil Berlins. Ich will auch spätabends ein Pils für wenig Geld kaufen können und nicht vor verschlossenen Regalen oder Ladentüren stehen.
8) Das Nachtleben Berlins ist unschlagbar, auch wenn Kopenhagen eine schöne Mischung aus stilvollen Bars und freiheitlichem Christiania bietet.
Ein Fazit zu ziehen ist schwierig. Für mich ist Kopenhagen eine, wenn nicht die beste Stadt der Welt. Und das nicht erst seit dieser Reise. Für Studenten ist Berlin jedoch kaum zu überbieten. Deshalb lautet meine Empfehlung: Als Student lebe hier. Aber stelle sicher, dass du halbjährlich nach Kopenhagen fährst. Wenn möglich noch vor dem 13. Juni 2010, denn so kannst du noch die wunderbare Ausstellung 'Color in Art' im malerischen Kunstmuseum Louisiana besuchen. Falls dies zeitlich nicht mehr möglich ist, was bemitleidenswert wäre, denn du verpasst die auf dem Foto unten dargestellte Frühlingsszenerie, dann kaufe mindestens den Ausstellungskatalog.