Freitag, 2. Juli 2010

Schlemmen am Chamissoplatz

Neulich waren wir zum Essen am Chamissoplatz. Doch der Reihe nach. Der Chamissoplatz ist ein Platz und ein dazu gehöriges Gebiet im Westen Kreuzbergs. Es entstand ab 1877 im Zuge der Berliner Industrialisierung und in Ergänzung des Berliner Hobrechtplanes - nach dem legendären Stadtplaner James Hobrecht - auf dem bis dahin landwirtschaftlich genutzten Nordhang der Tempelhofer Felder. Die Gebäude wurden gemäss dem Milieuschutz der Stadt Berlin in der Regel von Handwerksmeistern nach Einheitsgrundrissen erstellt und die Fassaden suchte man, dem lächerlichen Zeitgeschmack entsprechend, nach Katalogvorlagen aus! Dieser fast durchgehend in der Zeit von 1880 bis 1900 erbaute Stadtteil war in seiner einheitlichen Bebauung mit klassizistischen Fassaden bis zu Beginn der geglückten Sanierungen Ende der 1970er weitgehend erhalten geblieben. Heute steht das Gebiet um den Chamissoplatz meines Erachts völlig zurecht unter Denkmalschutz:


Auch unter Denkmalschutz stehen sollte das Bergmannstrassenfest, welches jeweils gegen Ende Juni hier statt findet. Oder mindestens die Köche, welche an diesem Fest zaubern! Denn direkt auf dem malerischen Platz gibt nicht sonderlich spektakuläres Festzelt, an welchem man ohne besseres Wissen gerne vorbei gehen würde. Bleibt man stehen finden sich im Innern Strassenküchen der besten und bekanntesten Restaurants von Kreuzberg. Strassenküche am Chamissoplatz bedeutet jedoch Haute Cuisinie. 'Strasse' sind nur die Preise! Bei Herrn Ciccarella von der Bar Centrale gönnten wir uns deshalb einen wunderbaren Bacalà auf venezianische Art, gefolgt von perfekt gerösteten Wachtelbrüstchen auf Belugalinsen mit Minze von Andreas Staak aus dem Restaurant Noi Quattro. Das nenne ich eine innovative Idee für ein Stadtfest!

Wenn ich diese Zeilen verfasse läuft mir schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Heute Abend gibt es bei 33 Grad in Berlin glücklicherweise eine kalte Gazpacho mit spanischem Roséwein. Und dazu Musik von Tame Impala: