Der Januar steht in meinem Fall insbesondere unter dem Einfluss der Anfang Februar stattfindenden Klausuren. Deshalb besteht meine Lektüre zurzeit vor allem aus Statistikbüchern und Skripten zu Geoinformatik. Umso mehr erinnere ich mich gerne zurück an die Zugfahrt von Berlin in die Schweiz. Auf dieser etwa 11-stündigen Fahrt widmete ich mich nämlich fast gänzlich dem folgenden Buch:
Bei Suhrkamp, dem Verlag dieses Werks von Tobias Rapp, schreiben sie diesbezüglich: "Techno ist tot, zumindest offiziell. In Wirklichkeit waren elektronische Musik und die nächtliche Subkultur des Ausgehens – jenseits von sozialen Utopien und Love Parade – nie kreativer und interessanter als heute. Und nie so an einem Ort konzentriert: Jedes Wochenende bevölkern junge Leute aus ganz Europa ein paar Kilometer am Berliner Spreeufer; sie kommen mit Billigfliegern und bleiben nicht selten, bis die letzte After Hour nach Tagen fast wieder ins nächste Wochenende mündet..."
Ob diese 'Subkultur des Ausgehens' tatsächlich nie kreativer und interessanter war als heute wage ich zu bezweifeln. Die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung mit den Entwicklungen im Tresor und anderen berühmten Clubs jener Epoche war bestimmt nicht minder spannend. Nichtsdestotrotz würde ich jedoch sicherlich der Behauptung zustimmen, dass Berlin der Nabel der zeitgenössischen Technowelt ist. Dies kommt in diesem meines Erachtens empfehlenswerten Buch denn auch deutlich zum Vorschein. Schön ist dabei insbesondere auch die Liebeserklärung des Autors an das Berliner Nachtleben und insbesondere natürlich an dessen Epizentrum, das Berghain.
In diesem Zusammenhang sagt Rapp in der aktuellen Ausgabe des De:Bug (Nummer 139) zudem: "Das Berghain würde ich (...) mit der Berliner Philharmonie vergleichen. An diesen beiden Orten kann man in Berlin am schönsten Musik hören. Und ich habe auch den Eindruck, dass es tatsächlich eine ganze Reihe von Leuten gibt, die sowohl ins Berghain als auch in die Philharmonie gehen." Stimmt, ich bin einer davon!
Doch zurück zum eigentlichen Gegenstand dieses Blogeintrags. Was für mich an 'Lost and Sound' nun zusätzlich interessant ist, sind die vom Autor gemachten Verbindungen zu stadtgeographischen Themen wie die Zwischennutzung von Gebäuden und Flächen, zur Stadtplanung oder aber auch zu Investoren und deren Bedürfnissen. Dies macht das Buch nicht nur für diejenigen spannend, die sich für elektronische Musik und junge Ausgehkultur interessieren, sondern auch für städtebaulich - generell und in Bezug auf Berlin im Speziellen - affine Zeitgenossen. Das Buch ist zudem in einer Sprache geschrieben, welche die Lektüre sehr einfach und angenehm gestaltet.