Als ich kürzlich in der Heimat Urlaub gemacht habe, stellte sich mir nach nunmehr einem Lebensjahr in Berlin abermals die Frage: Was vermisse ich an Berlin wenn ich in der Schweiz bin? Dann habe ich lange studiert. Und nochmals von vorne angefangen. Klar, man kann vieles vermissen, zum Beispiel die liberalen Öffnungszeiten von Bars oder das immense Angebot an kulturellen Ereignissen. Aber entscheidende Dinge sind das nicht unbedingt für mich, jedenfalls nicht mehr - mit 22 Jahren hätte ich sicherlich noch anders argumentiert. Mir reichen eigentlich ein paar wenige aber qualitativ schöne Ausstellungen oder Konzerte. No need for the overkill. Schön ist es aber trotzdem, klar.
Was hingegen wirklich manchmal fehlt in Bern sind die folgenden zentralen Errungenschaften: a) Pils und b) in Flaschen! Klingt lächerlich. Aber die Bierkultur ist hier eindeutig viel weiter entwickelt. Schweizer Bier schmeckt im Allgemeinen wie Wasser. Deutsches Pils und Weizen hingegen ist herrlich.
Ferner fehlen in der Schweiz die günstigen Imbisse. Das beste Beispiel neben dem klassischen Döner ist der Burger. Ich schwöre in Berlin zählt Burger King zur untersten Schublade. Hier gibt es fantastische Burger (beispielsweise beim Burgermeister, Burgeramt oder auch Room 77) zu fairen Preisen. Generell bereitet mir das Thema Preise leider doch immer wieder Kopfschmerzen. Wieso kostet ein Haarschnitt hier 10 Euro und in der Schweiz über 40 Franken? Noch extremer sind die Unterschiede bei den Frauen: Auch sie bezahlen 10 Euro beim Frisör um die Ecke. Während für den Haarschnitt jedoch immerhin teilweise die gewaltigen Unterschiede bei den Lohnkosten aufgeführt werden können (P.S. Angestellte von Frisörsalons scheinen hier sklavenartig ausgebeutet zu werden), verhält sich die Preisgestaltung bei Pflegeprodukten noch merkwürdiger. Beispiel Nivea Deo for Men, der langweiligste Gegenstand der Welt. Im deutschen Supermarkt bezahlt der Kunde weniger als 2 Euro, in vergleichbaren Geschäften in der Eidgenossenschaft 6 Franken. Aha.
Ich muss deshalb mangels besseren Wissens zum Schluss kommen, dass die Schweiz einfach zu teuer ist. Diese Vermutung stützt auch die folgende Abbildung:
Wir sehen, dass zwei der drei untersuchten deutschen Städte ausgezeichnet abschneiden. Frankfurt und München erscheinen als urbane Schnäppchen. Lässt man den Blick endlos lange nach Osten schweifen, erblickt man kurz vor dem Einschlafen am Ende des Horizontes Zürich und Genf. Wen wundert diese relative Lage bei einem Preis von 6 Franken für ein Nivea Deo for Men? A propos: Berlin würde bezüglich Lebenshaltungskosten Frankfurt und München noch weit unterbieten und den Abstand zu den Städten der Schweiz noch majestätisch vergrössern.
Langer Rede kurzer Sinn: Preise runter, Pils rein, Burger auf den Rost. Dann grüssen Zürich und Genf in Zukunft strahlend von zuoberst:
P.S. Berlin wollen wir nicht unnötig schlecht machen. Die Stadt ist in vielerlei Hinsicht lobenswürdig, für Studenten bietet sie meiner bescheidenen Meinung nach sogar ein fabelhaftes Pflaster. Ich als Spiesser möchte die Erfahrung dann doch auch keines Falls missen!