Samstag, 7. August 2010

Trilogie des Tages

Der heutige Samstag in Berlin war nässlich-trübe; eine Tatsache, die mir ehrlicherweise ganz angenehm erschien. Schliesslich soll meine Aufmerksamkeit zurzeit zwei Studienprojekten gelten: der Abschlussarbeit unserer ermüdenden Exkursion in den Freistaat Sachsen und einer Hausarbeit über die aktuellen Muster sozialer Segregation in Berlin sowie der historischen Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieser Segregationstendenzen. Als Student gehört es jedoch zu den zu erwerbenden Grundkompetenzen, mit Wartezeiten, zum Beispiel auf geistige Regungen der Kommilitonen oder Dozenten, sinnvoll umgehen zu lernen. Diese Kompetenz habe ich mir, so wage ich zu behaupten, im Laufe der Jahre zur Meisterschaft angeeignet. Mir ist offen gesagt nie langweilig. Die Trilogie der Gegenstände, welche mich nun an eben diesem grauen Nachmittag erquickte, ist die Folgende:


Club-Mate ist ein Erfrischungsgetränk mit Extrakten aus der südamerikanischen Matepflanze. Fast zehn rückblickend verschwendete Monate musste ich in Deutschland leben, um dieses magische Gebräu schlussendlich im verfallenen Leipzig vorgesetzt zu bekommen. Eine Erbärmlichkeit! Dabei gibt es, wie die mir gänzlich unbekannte Medien WG trefflich formuliert, „ein paar Sachen, die bei der Gewöhnung an Club Mate immer wieder zu beobachten sind: Beim ersten Schluck guckt jeder erstmal so, als würde er grübeln, warum Dresden eigentlich Landeshauptstadt von Sachsen ist (…).“ Mit anderen Worten: Der erste Schluck irritiert selbst den weisesten Grübler. Die „Gewöhnungszeit liegt aber etwa bei der zweiten Flasche. Danach ist man abhängig von der Soße.“ Veredeln lässt sich die ‚Soße‘ ganz entschieden und empirisch geprüft mit klarem Wodka. Nur ist diese Veredelung etwas, was man meines Erachtens im Unterschied zu Gin Tonic, den zu geniessen schon mittags empfehlenswert sein kann, erst nachts im Club angebracht ist; beispielsweise wenn Wavves aus Kalifornien den Rhythmus vorgeben. Er passt dann, um es etwas vulgär aber dennoch präzise auszudrücken, ‚wie die Faust aufs Auge‘.

Noch besser schmeckt Club-Mate dann, wenn gleichzeitig Bethany Cosentino von Best Coast ihre sonnigen Songs zum Besten gibt. Ihr erstes, kürzlich erschienenes Album ‚Crazy For You‘ ist wahrscheinlich – noch knapp vor Wavves – die vorzüglichste musikalische Erfahrung, die ein geschmackvoller Erdenbürger in diesem Jahr machen kann. Schon das Berliner Konzert der Band aus Los Angeles war eine Offenbarung für ein einfältiges aber gegenüber kalifornischen Harmonien offenes Gemüt wie mich. Und das Album steht diesem Erlebnis in nichts nach: Schon beim ersten Hören will und kann man die Songs nach halber Spieldauer mit Inbrunst mitsingen! Ich muss deshalb unumwunden gestehen: Als die Scheibe von Best Coast nach meiner Exkursionsrückkehr aus Leipzig fein verpackt im Briefkasten lag, hat mir Bethany nichts weniger als das Leben gerettet. Übrigens ist es von bemerkenswerter Auffälligkeit, dass meine drei aktuellen Lieblingsbands – die Local Natives, Wavves und Best Coast – allesamt in Kalifornien wirken. Es lässt sich daraus leicht resümieren: West Coast is Best Coast!

Vervollständigt wird die samstägliche Trilogie durch eine Kreatur mit dem abscheußlichen Namen Garp…