Dienstag, 6. September 2011

Wahlen in Berlin: Unterste Schublade


Am 18. September finden in Berlin die Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin statt. Hierbei wird auch der Regierende Bürgermeister der Stadt gewählt; ein Amt, dass seit der Kleinen Eiszeit von Klaus "Arm aber Sexy" Wowereit besetzt ist. Ich will nun allerdings nicht einen politischen Überblick leisten. Dazu bin ich offen gesagt auch nicht in der Lage. Was ich aber kann, ist über Vollpfosten berichten.

In Deutschland existiert seit den 1960er Jahren die Nationaldemokratische Partei Deutschlands, kurz NPD. Wikipedia schreibt, dass die Partei eine nationalistische, völkische und revanchistische Ideologie vertrete, welche sowohl programmatisch als auch sprachlich der Ideologie der NSDAP eng verwandt sei. Wer die NSDAP führte brauche ich, glaube ich, nicht zu erwähnen.

Als ich nun vor ein paar Tagen im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg auf dem Weg zur Arbeit das Wahlplakat der NPD erspähte, traf mich fast der Schlag. Da sitzt doch tatsächlich ein Halbaffe auf seinem Motorrad und darunter steht in grossen Lettern: "GAS geben!" Und das von der ideellen Nachfolgepartei der Nazis der NSDAP. Das Plakat hing überdies auch in unmittelbarer Nähe zum Jüdischen Museum in Berlin. Das ist - ich kann zu keinem anderen Schluss kommen - das erbärmlichste und armseligste was ich seit Jahren gesehen habe.


Als ich das Foto heute für das Blog fotografieren wollte, war es bereits nicht mehr da. Deswegen habe ich es einem andern Blog entnommen. An fast identischer Stelle, wo vorher der Halbaffe GAS geben wollte, hängt jetzt allerdings das folgende Plakat:



Als ich im August zu Hause in der Schweiz war und das SVP-Plakat sah ("Masseneinwanderung stoppen!"), wurde mir schon mulmig in der Magengegend. Das Gefühl wurde noch dadurch verstärkt, dass sich eine Gruppe junger Frauen, offensichtlich touristische Besucherinnen aus dem Ausland, befremdet über das Plakat unterhielt. Es war einer dieser Momente klassischen Fremdschämens. 

Glücklicherweise hängen die Plakate der NPD, im Gegensatz zu denen der SVP, aber kaum je länger als ein paar Stunden oder Tage. Dann werden sie wieder abmontiert. Es ist somit wohl auch kein Zufall, dass das Plakat vom Fliegenden Teppich fast unter der Glühbirne der Strassenlaterne hängt. So gewinnt die NPD ein paar Stunden, bevor jemand ganz nach oben klettert.

Wie dem auch sei. Die meisten Plakate, auch der grossen Parteien, können mich nicht überzeugen. Diese Meinung teilt auch mein Kollege Renard, der darüber auf seinem Blog geschrieben hat (hier!). Eine Ausnahme gibt es aber: die nachfolgende Serie von Plakaten empfinde ich als gelungen, gar köstlich amüsant. Sie treffen den Nagel auf den Kopf und stammen von der Kampagne Steigende Mieten stoppen!, quasi dem politischen Gegenpol der NPD. Smile for the camera, liebe SPD, Linke und Grüne.