Donnerstag, 2. Dezember 2010

Little Otik

Gestern waren wir zu unserem großen Vergnügen zum zweiten Mal in einem wunderbaren, kleinen Restaurant im Graefekiez in Kreuzberg (Graefestr. 71). Es heisst Little Otik und ist das entzückende Werk zweier relaxter US-Boys. Sie legen Wert nicht nur auf biologische Produkte, sondern vor allem auch auf eine saisonale Küche. Ein Fokus, der mir persönlich noch fast sinnvoller erscheint als (nur) bio. Was nutzt es ökologisch, wenn ich im Dezember Bio-Erdbeeren esse, die jedoch aus Absurdistan importiert werden?

Doch nicht nur die Küche überzeugt, sondern auch das Ambiente. Ich mag es, in ungezwungener Atmosphäre stilvoll Essen zu gehen. Das Little Otik ist nämlich weder ungepflegte Absteige noch orthodoxe Gastrokathedrale, in welcher schon ein schüchterner Ausdruck spontaner Freude eine unerhörte Lautstärkeübertreibung darstellt. Noch viel weniger ist es eines dieser zahlreichen "Mehr-Schein-als-Sein"-Restaurants. Nein, hier verbinden sich vielmehr Ehrlichkeit, Stilempfinden, Kreativität und Wissen zu einem meines Erachtens harmonischen Ganzen. Und ich werde gleich esoterisch:

Bild: Little Otik

Gestern nun wurden wir, unseren Gästen aus der Schweiz sei Dank (!), zur Vorspeise mit Crostini und Kichererbsen an Za'ater und feinem Yoghurt sowie Hush Puppies mit Tartar verwöhnt. Anschliessend folgte ein fantastisches Ragout von der Ente mit cremiger Polenta und raffiniert gegrilltem Radicchio. Letzterer verlieh dem Hauptgang eine köstlich säuerliche Note, eine wahre Gaumenfreude. Abgerundet wurde dieser Gang durch feinen Rosenkohl mit Haselnüssen und Zitrone sowie währschaften Colcannon. Den rühmlichen Abschluss bildeten amerikanischer Apple Custard mit Vanille Sauce respektive Gingerbread Cake mit Vanilleglace.

Quite beautiful, Percy.

Wer die beiden Macher besser kennen lernen möchte, möge idealerweise selbst ins Little Otik fahren oder aber zumindest das bei Stil in Berlin veröffentlichte Interview lesen. Dort erfährt man zum Beispiel, dass Jeffrey eigentlich als DJ nach Berlin kam - Migrationsgrund Nummer 1 in dieser Stadt... Ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht gerne "Le Troublant Acid" von KZA auflegt. Der Track läuft bei mir jedenfalls gerade und er passt irgendwie herrlich zum Litlle Otik.